Zwei Autorinnen im Transit
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Begegnet sind sie sich nie, doch sie kennen sich gut, wissen viel übereinander. Die eine ist eine berühmte Schriftstellerin und lebt in Berlin, die andere Stipendiatin des Exilprogramms des Deutschen PEN und lebt in Nürnberg. Mehrere Wochen lang schreiben sie einander Briefe, teilen sich mit, schreiben über ihren Alltag, ihre Ängste und Verunsicherungen, ihr Leben im Rückblick, ihre Träume und Visionen für die Zukunft. Sie erzählen von Privatem, Politischem, Gesellschaftlichem aus sehr persönlicher Sicht, hie und da scheren sie aus in die Historie der Länder, aus denen sie kommen: Türkei und Ungarn.Ein paar Minuten vor der ersten gemeinsamen Lesung aus ihrer Korrespondenz treffen sie sich. Zum ersten Mal sehen sie sich in die Augen, umarmen sich. Ein emotionaler Moment.Ein Dialog zwischen zwei Autorinnen in Briefen, vermittelt im Rahmen des Writers-in-Exile Programms des deutschen PEN Zentrums. Über die Autorinnen: Terézia MoraDie deutsch-ungarische Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Übersetzerin Terézia Mora wurde 1971 in Sopron / Ungarn (nahe der österreichischen Grenze) geboren. In ihrem Heimatland gehörte sie zur deutschsprachigen Minderheit und wuchs zweisprachig auf. Die Rolle der Außenseiterin greift Mora auch immer wieder in ihren Texten auf, die sie stets auf Deutsch schreibt, und welche sich oftmals um Verluste, Einsamkeit und bedrohte Existenzen drehen. 1990 verließ sie ihr ländliches Heimatdorf und ging nach Berlin, studierte Hungarologie und Theaterwissenschaften an der Humboldt-Universität und hiernach Drehbuchschreiben an der Berliner Hochschule für Film und Fernsehen. Mit ihrem Debütroman "Seltsame Materie" etablierte sich Mora in der deutschen Literaturszene und erhält seitdem zahlreiche Literaturpreise, unter anderen den Ingeborg-Bachmann-Preis, den Preis der Leipziger Buchmesse und den Deutschen Buchpreis. "Für ihre eminente Gegenwärtigkeit und lebendige Sprachkunst, die Alltagsidiom und Poesie, Drastik und Zartheit vereint", erhielt Mora 2018 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung den Georg-Büchner-Preis. Neben ihren zahlreichen Prosawerken, Drehbüchern und Theaterstücken, ihren Essays und Romanen, übersetzt die Schriftstellerin auch und ist Mitglied der Akademie der Künste, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und des PEN-Zentrums Deutschland.Sehbal Senyurt ArinliDie studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin Sehbal Senyurt Arinli wurde 1962 in Giresun / Türkei geboren. Sie ist Dokumentarfilmerin und -produzentin, außerdem war sie die erste Kamerafrau der Türkei. In den 1990er Jahren arbeitete sie für internationale Presseorgane und TV-Nachrichtenmagazine. Ihre vielen Filme, unter anderem "Sulhname" (Das Friedensbuch) oder "Kirlangicin Yuvasi" (Das Nest der Schwalbe), wurden in zahlreichen Ländern gezeigt. Als Gründerin des Dokumentarfilmerverbands BSB engagierte sich Senyurt Arinli für die Präsenz von Frauen in der Filmbranche, sie entwickelte Workshops und Hochschulseminare und arbeitete intensiv zu Themenkomplexen Genozid, Bevölkerungsaustausch, Exil/Verbannung. Sie engagierte sich in verschiedenen NGOs, besonders zur demokratischen Lösung des Kurdenkonflikts. Viele ihrer Texte erschienen in Zeitungen und diversen Zeitschriften. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern der Frauennachrichtenagentur JINHA, die sie auch weiterhin unterstützt. Themen wie Minderheitenrechte, Kurdenkonflikt, Antimilitarismus, Kampf für Frauenrechte oder Entwicklung alternativer ökologischer Lebensmodelle waren das Hauptmotiv für ihr engagiertes Arbeiten. Im Juli 2017 wurde sie festgenommen. Nur durch einen Zufall kam sie frei und konnte nach Deutschland fliehen. Seit September 2017 lebt Sehbal Senyurt Arinli als PEN-Stipendiatin des Writers in Exile-Programms in Nürnberg und setzt ihre Aktivitäten fort. Senyurt Arinli ist zu Lesungen eingeladen und gibt mehrtägige Workshops, unter anderem mit Kindern und Jugendlichen, zu Themen wie filmisches Geschichtenerzählen.
Folgt in ca. 2-3 Arbeitstagen