Zwanzigstes (20.) Jahrhundert. Lyrik
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Die Lyrik des 20. Jahrhunderts hat sich unter zwei divergenten Perspektiven entfaltet: Die eine schreibt die poetischen und reflexiven Errungenschaften sowie der Subjektproblematik des 19. Jahrhunderts fort. Die andere hat ihren Gründungszusammenhang in der ästhetischen (und zivilisatorischen) Revolution zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie trug, begleitet von vergleichbaren Umbrüchen in Psychologie, Philosophie und Wissenschaftstheorie, auf ihre Weise maßgeblich zum Bewusstsein bei, dass eine zweite Moderne angebrochen ist. Ihr verändertes Welt- und Menschenbild hat, trotz eines beträchtlichen Unterstroms an traditionsverbürgten Auffassungen, das Gesicht des vergangenen Jahrhunderts geprägt. Die einzelnen Wandlungen der Lyrik, von den historischen Avantgarden bis zur Digital- und Rap-Poesie, blieben, bei aller Stimmenvielfalt, dem avantgardistischen Prinzip verpflichtet: sich anknüpfend und abstoßend eine sprachliche Unabhängigkeit zu erhalten ¿ bis hin zur Unverständlichkeit ¿, die es ihr erlaubt, mit ihrer unverfügbaren Sprache als Dissidentin gegen die jeweils herrschenden und beherrschenden Nomenklaturen vorzugehen. Die vordergründige Ohnmacht ihrer elitären Rede sollte jedoch nicht täuschen: wie die zahlreichen Einzelinterpretationen zeigen, haben elitäre Leser ihre Lektion wohl verstanden und ihre subversive ästhetische Strategie übernommen, um philosophisches Denken als Sprachkritik auszuüben.
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