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Wittgenstein und Adorno

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Rolf Wiggershaus betrachtet es als einen Glücksfall, dass zwei der originellsten und unkonventionellsten Philosophen des 20. Jahrhunderts - Wittgenstein und Adorno - sowohl die Spannweite wie entscheidende Wesensmerkmale modernen Philosophierens deutlich machen. Ungewöhnlich - gemessen an der Normalität akademischer Philosophie - sind sowohl die Biographien und Karrieren wie die Interessenvielfalt und das Werk der beiden. Soweit man von einer Entwicklung der neueren Philosophie sprechen kann, besteht sie in der wachsenden Einsicht in die geschichtliche und gesellschaftliche, biologische und sprachliche Situiertheit der Vernunft. Die «gebrochenen» Karrieren Wittgensteins und Adornos - zweier Juden aus wohlhabenden und bildungsorientierten Familien in der Ära der beiden Weltkriege und totalitärer Systeme - wirken fast wie ein Pendant zur Herausbildung einer Auffassung von Philosophie, die sich als reflektierende und verstrickte Teilnehmerin der Lebenswelt versteht - und nicht als außenstehende Beobachterin. Die sechs Kapitel des Buches setzen ein mit Informationen über Ferne und Nähe zweier Zeitgenossen, von denen der eine, Wittgenstein, zwischen Philosophie und Ingenieursberuf schwankte, der andere, Adorno, zwischen Philosophie und Musik. Beide hielten nichts von «reiner» Philosophie. Zwei weitere Kapitel vergegenwärtigen das Philosophieverständnis der beiden. Sie tun das gewissermaßen ohne Rücksicht auf einen Nachweis von Konvergenzen und sind einzig auf die Wiedergabe der jeweils spezifischen Ansicht, Haltung und Quintessenz bedacht, die Wittgenstein bzw. Adorno vermitteln. Doch die gemeinsame Intention, das verbindende Pathos zeichnen sich ab, wenn Wittgensteins Philosophieverständnis als «die Kunst, über die richtigen Dinge zu staunen», auf den Begriff gebracht wird, und das Adornos als «die Kunst unrestringierter Erfahrung». Entsprechend der Auffassung, dass es beim Philosophieren nicht um eine dem Alltag enthobene Expertentätigkeit geht, sondern um eine reflektierende Lebenshaltung, ist ein weiteres Kapitel aufschlussreichen Aspekten der Biographien und der philosophischen Entwicklung Wittgensteins und Adornos gewidmet. Das letzte Drittel des Buches handelt von dem, was man als philosophische Praxis bezeichnen könnte. Wie weit und mit welchen Mitteln gelingt es Wittgenstein und Adorno, das zu tun, wozu sie auffordern: über die richtigen Dinge zu staunen und für Erfahrungen offen zu sein? Nicht nur für Wittgenstein, den Erfinder der Metapher des Sprachspiels, erweist sich die Orientierung an der Praxis der Sprache als entscheidend. Auch Adornos Plädoyer für unrestringierte Erfahrung läuft auf eine reflektierende Teilnahme an der Praxis der Sprache hinaus. Beide literarisch ambitionierten Philosophen sind Meister der Metaphorik und einer dadurch möglichen Offenheit für die Weite des Wirklichen. Als das Moderne der beiden vorgestellten Spielarten des Philosophierens ergib sich: es wird keine höhere Einsicht beansprucht, sondern ein Verhalten modellhaft vorgeführt, bei dem nichts Selbstverständliches davor sicher ist, mit Verwunderung betrachtet zu werden, und nichts Verwunderliches davon ausgeschlossen ist, als etwas Selbstverständliches betrachtet zu werden.
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Preis

17,50 CHF