Wir, "Kinski" und ich
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In Deutschland sind fast 18 Millionen Menschen von einer psychischen Erkrankung betroffen. Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl Nordrhein-Westfalens. Psychische Erkrankungen machen rund ein Fünftel aller Krankmeldungen in Deutschland aus. Da stellen sich Fragen: Wie ist es möglich, dass so viele von uns so wenig von diesen Menschen wissen? Wie leben sie? Wie fühlen sie sich in unserer Gesellschaft, wie nehmen wir sie wahr? Wie werden sie von uns wahrgenommen? Und vor allem: Wer zeigt ihnen Wege auf, wenn sie im Alltag an Grenzen stoßen?
Antworten darauf gibt Wiebe Bökemeier in "Wir, 'Kinski' und ich - Alltag im Ausnahmezustand". Auf 132 Seiten skizziert sie in ihren Porträts authentisch und einfühlsam Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren ungewöhnliche, wahnsinnige und doch normale Gedankenwelten. Die Pestalozzi-Stiftung Hamburg als Herausgeberin gibt damit Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, eine eindrucksvolle Stimme und geht so einen großen Schritt, um das Thema psychische Erkrankungen zu entstigmatisieren.
In dem Buch kommen auch prominente Unterstützer zu Wort: Die bekannte Krimi-Autorin Petra Oelker als Schirmherrin des Projekts, Ingrid Körner, Hamburger Senatskoordinatorin für die Gleichstellung behinderter Menschen, Hamburgs Landespastor Dirk Ahrens und Christian Violka, Vorstand der Pestalozzi-Stiftung Hamburg. Außerdem enthält es ein medizinisches Glossar zu den im Buch beschriebenen Krankheitsbildern.
Beispiele:
"Ich wurde ausgetauscht - gegen einen Hund." Warum "Kinski" von dreckverkrusteten Schuhen träumt, sich vor seinem Briefkasten fürchtet und keine Angst vor der Apokalypse hat.
"Von null auf hundert -und von hundert auf null." Meikes Leben war zwei Jahre lang ein Psychokrimi, voller Gewalt und Ohnmacht. Dann landete sie in einem Gefängnis - ihrer Wohnung.
"Die Verwandlung." Wie der stille Anton zum forschen Stadtführer wurde, was mit seiner Gesichtsmaske geschah und warum er sich für die Zukunft 99 Nachbarn wünscht.
"Jede Spritze ist wie ein kleiner Tod." Alle 14 Tage bekommt Anna Psychopharmaka. Die schenken ihr die Freiheit, allein in ihrem Haus zu leben - und sperren ihre Gefühle und Gedanken ein. Nur wenige Tage vor ihrer Dosis ist sie sie selbst.
"Ich bin Mr. Gott." Aus dem Leben eines bescheidenen Mannes, der sich einst allmächtig fühlte: Tayfun.
"Der Weltenwanderer." Er war Düsenjetpilot, Ritter und Agent: Stephan hat schon viele Herausforderungen gemeistert. Doch eines Tages katapultiert ihn seine Fantasie in ein reales Abenteuer. Er überlebt drei Wochen lang im Wald - ohne Proviant, frisches Wasser und schützendes Zelt.
"Kinski" ist das selbstgewählte Pseudonym eines der Klienten. Bei allen Porträtierten sind zum Schutz der Beteiligten Namen und Orte so verändert, dass keine Rückschlüsse auf die jeweilige Person möglich sind.
Folgt in ca. 2-3 Arbeitstagen