"Wir Deutsche fürchten Gott. Sonst Nichts auf der Welt"
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Der Erste Weltkrieg hat in den letzten Jahren im Fokus der wissenschaftlichen Forschung und auch im Interesse einer breiten deutschen wie internationalen Öffentlichkeit gestanden. Doch bei fast allen Rückblicken auf diesen Krieg blieb weitgehend das unbeachtet, was nicht im direkten Kriegsgebiet, sondern in der Heimat geschah. Zwar war diese, abgesehen von einigen Luftangriffen, von den kriegerischen Ereignissen nicht direkt betroffen, aber der Krieg hatte weitaus mehr Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung als gemeinhin bewußt ist. Deshalb ist es nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig, Quellen wie das Tagebuch der Düsseldorferin Adele Statz geb. Biesenbach (1875-1934), Mutter des später von den Nationalsozialisten hingerichteten Leo Statz und der stark in die Organisation der Kindererholung in den Niederlanden eingebundenen Magda Statz, der späteren Frau des Politikers Dr. Hermann Pünder, zu veröffentlichen.
In insgesamt fünf Kladden hat sie mit nur wenigen Lücken Tag für Tag militärische, politische, gesellschaftliche und familiäre Ereignisse, Gefühle, Ängste und Hoffnungen, nicht zuletzt auch die Probleme mit der Beschaffung und den rasch wachsenden Preisen von Nahrungsmitteln und Lebensnotwendigem niedergeschrieben. Zwar erhalten wir auch hier nur einen kleinen und subjektiven Ausschnitt, nämlich das, was der interessierte und wissbegierige Blick einer sozial engagierten Vertreterin des gehobenen Bürgertums erfasste und was sie davon und von dem, was die Zensur freigab, für niederschreibenswert erachtete. Es ist das, was vom kriegsgeprägten Geschehen außerhalb der Familie und der Stadt, auch auf Urlaubsreisen ins neutrale oder verbündete Ausland, bekannt und wahrgenommen wurde, vor allem das, was sich in Düsseldorf als Lazarettstandort und wichtiger Durchgangsstation für Truppen-, Waffen- und Verwundetentransporte ereignete. Und schließlich - Adele Statz selbst war sich ihrer ungleich besseren Lage als gut situierte und gut vernetzte Angehörige einer gehobenen sozialen Gruppe im Vergleich zur überwiegenden Mehrheit der Düsseldorfer Bevölkerung durchaus bewusst - der mitfühlende Blick auf den schweren Alltag insbesondere der Kriegerfrauen und Kriegerwitwen mit Kindern. Diese waren oft gezwungen, die unzureichenden öffentlichen Unterstützungsleistungen dadurch aufzubessern, dass sie Arbeiten übernahmen, die zuvor die nun im Feld stehenden Männer getan hatten.
Wichtige Themen unmittelbar nach dem Krieg sind das Wahlrecht der Frauen sowie die im Hinblick auf die Spartakusunruhen in Düsseldorf berechtigte Sorge vor einer Sozialisierung.
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