Wilhelm Emil Mühlmann - ein "nationalsozialistischer" Ethnologe?
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Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1, 0, Universität Bayreuth (Kulturwissenschaftliche Fakultät - Fachbereich Ethnologie), Veranstaltung: Afrikaethnologie in Deutschland, Sprache: Deutsch, Abstract: Für die deutsche Ethnologie war die nationalsozialistische Vergangenheit mit der Entnazifizierung abgeschlossen. Viele Ethnologen, die als Protagonisten oder Mitläufer faschistischer Gedankenströmungen galten, besetzten in der Nachkriegszeit wichtige Positionen an den Universitäten der Bundesrepublik Deutschland. Eine Reflexion der vorhergehenden Epoche erschien weder notwendig noch wünschenswert. Niemand verlangte sie, auch diejenigen nicht, die neutral oder Gegner des Nationalsozialismus gewesen waren. Die Auseinandersetzung mit der Ethnologie während des Nationalsozialismus begann erst im Zuge der 68er Studentenbewegung, als erste kritische Fragen nach der ideologischen Tradition der Fachvertreter und deren politische Belastungen gestellt wurden. Zurückblickend wird der Nationalsozialismus als das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte bewertet. Die damaligen Miterlebenden müssen aber größtenteils ganz anders darüber gedacht haben. Diese Tatsache macht es äußerst schwierig, die Intentionen derjenigen nachzuvollziehen, die die nationalsozialistische Weltanschauung verinnerlicht hatten, befürworteten oder sogar propagierten und vorantrieben. Da von Wilhelm Emil Mühlmann zahlreiche Äußerungen aus der und über die Nazizeit überliefert sind, möchte ich mich im Rahmen der Hausarbeit auf diesen Völkerkundler konzentrieren. Auffällig ist, dass er schon im Herbst 1963 durch einen dreimonatigen beachtlichen Leserbriefstreit in "Die Zeit" in Verruf geriet, sich während des Nationalsozialismus antisemitisch, rassistisch und militaristisch artikuliert zu haben. Als Urheber der "Verleumdung" vermutete Mühlmann damals abgewiesene "ausländische Studenten jüdischer Abkunft". Dieser Leserbriefstreit wurde nicht zum Anlass genommen, seinen Werdegang genauer zu untersuchen, da man Mühlmann weiterarbeiten lassen wollte. Schließlich galt seine Verbindung von Soziologie und
Ethnologie in der Bundesrepublik als nicht zu ersetzen. Mich interessiert vornehmlich die Frage, welche Motivation Mühlmanns ethnologische Arbeit aufweist. Zu ihrer Klärung ist es notwendig, sowohl den wissenschaftlichen Hintergrund Mühlmanns als auch den gesellschaftlichen Kontext, in dem er agierte, zu berücksichtigen. Am Beispiel Mühlmanns relevanter Werke, die während des Nationalsozialismus entstanden, aber auch unter Hinzuziehung der einschlägigen Sekundärliteratur soll seine Gesinnung, Weltanschauung und wissenschaftspolitische Position überprüft werden.
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