Westschrippe
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Die Jugend eines Mädchens in der guten alten BRD der 80er Jahre, dort wo der Westen besonders typisch war: nahe an der Großstadt, aber doch tiefe Provinz, nahe an der Grenze zur DDR, aber doch Welten von ihr entfernt.
Nürnberger macht die Spätphase der Bundesrepublik auf erstaunliche Weise wieder lebendig: den ganze Familien zusammenschweißenden Enthusiasmus der Friedensbewegung, die letzten gefährlichen Zuckungen des Kalten Krieges, die öffentlich ins Bewusstsein gepushte und doch weggeschwiegene RAF, seltsam vergangen wirkende Differenzen zwischen Katholiken und Protestanten, »künstlerisch« tätige Aussteiger ...
Simple Storys über Zonenkinder inmitten von Türmen bei abnehmendem Licht: In den letzten zwanzig Jahren ist eine reiche Erzählliteratur über die letzten Jahre der DDR entstanden. Der Westen hingegen scheint sich seiner Gegenwart und nahen Vergangenheit zu schämen, während der Osten so sehr mit sich selbst und dem Überleben beschäftigt ist, dass er sich gar nicht fragt, welcher »Westen« ihn da eigentlich überrollte.
Zeit, sich an die BRD vor 1989 zu erinnern. Um zu erkennen, dass der Westen nicht nur aus Raubtierkapitalismus bestand, und auch dort ein vielfältiges, intelligentes, aufregendes und sogar angenehm-soziales Leben möglich war. An das Ossis und Wessis heute wieder anknüpfen können, abseits von Unterwerfung, Resignation, Nostalgie und Abwehr.
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