WestEnd 2/2019: Schulden und Schuld
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In Anlehnung an die berühmte »Zeitschrift für Sozialforschung« (1932 - 1941) verfolgt auch ihre seit 2004 halbjährlich erscheinende Nachfolgerin »WestEnd« den Anspruch einer kritischen Gesellschaftsanalyse. Zur Veröffentlichung kommen Aufsätze und Essays aus Soziologie, Philosophie, politischer Theorie, Ästhetik, Geschichte, Entwicklungspsychologie, Rechtswissenschaft und politischer Ökonomie. Neben den Rubriken »Studien« und »Eingriffe« behandelt jedes Heft ein Schwerpunktthema.
Schulden sind allgegenwärtig. In Europa sind öffentliche und private Schulden im Zuge der neoliberalen Restrukturierung der letzten drei Dekaden zu einer Rekordhöhe angestiegen. Die darauffolgenden politökonomischen Austeritätsmaßnahmen, die mit einem moralisierten Schulddiskurs gegen »Schuldnerstaaten« einhergingen, hatten gravierende Auswirkungen, insbesondere für die südeuropäischen Gesellschaften und den Rückbau sozialer und demokratischer Bürgerrechte. Infolgedessen hat sich die Nord-Süd-Divergenz zwischen Gläubiger- und Schuldnerstaaten im Euroraum außerordentlich vertieft. Der Begriff der Schulden lässt sich - vor allem in der deutschen Sprache, die in diesem Begriff die Schuld verortet - in einer Vielzahl von Diskursen nicht allein mit einem ökonomischen Verständnis erfassen. In ihm verdichten sich zahlreiche Bedeutungsinhalte ökonomischer, politischer, moralischer, ethischer, religiöser und juridischer Art. Dieses Heft wird der Pluralität des Begriffs nachgehen: Es präsentiert inter- und transdisziplinäre Reflexionen und empirische Analysen zu gegenwärtigen Schuld- und Schuldenbeziehungen innerhalb des sich im tiefgreifenden Wandel befindenden europäischen Geflechts.
Inhalt
Studien:
Jasmin Siri/Paula-Irene Villa: Zur Politisierung einer Kategorie in Zeiten ihrer digitalen Reproduktion
Frieder Vogelmann: Mit Unwahrheit kämpfen. Zur Aktualität von Vernunftkritik
Hauke Brunkhorst: Entkopplung von Wahrheit und Demokratie. Autoritärer Liberalismus im globalen Strukturwandel der Öffentlichkeit
Stichwort: Schuld und Schulden
Hg. von Aristotelis Agridopoulos, Axel Honneth, Nathalie Karagiannis und Peter Wagner
Aristotelis Agridopoulos, Axel Honneth, Nathalie Karagiannis und Peter Wagner: Einleitung
Johann Szews: Zeitregime der Verschuldung. Zur Aktualität von Nietzsches Genealogie der Moral
Nathalie Karagiannis: Tabula rasa. Das Ende der Schulden
Aristotelis Agridopoulos: Schuld und Krise. Zeitdiagnosen im Konflikt
Andreas Streinzer: Das Gerangel um die Extraktion. Handlungsmöglichkeiten Verschuldeter in Griechenland
Bo Strath: Wirtschaftstheorien und die Schuldfrage im Nord-Süd-Gefälle
Peter Wagner: Historisches Unrecht im Zeitalter von Menschenrechten und Demokratie
Eingriffe:
Michael Walzer: Welcher Sozialismus?
Martin Saar: Ordnung - Praxis - Subjekt. Oder: Was ist Sozialphilosophie?
Micha Brumlik: Fundamentalismus
Andreas Huyssen: Behemoth Wiederkehr. Faschismus im 21. Jahrhundert
Archiv:
Dirk Braunstein: »Seien Sie also unbesorgt ...« Einleitung in den Briefwechsel zwischen Theodor W. Adorno und Karl R. Popper
Theodor W. Adorno und Karl R. Popper: Briefwechsel 1961
Mitteilungen aus dem IfS:
Martin Saar/Tobias ten Brink: Die Leidenschaft der Freiheit. Zum Gedenken an Ulrich Rödel, 1943-2019
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