Walfangreisen der Bark Petrel
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Moby Dick - Inbegriff des Pottwalfanges der US-amerikanischen Ostküste um New Bedford im 19. Jahrhundert! Der Roman von Herman Melville verschaffte diesem "Geschäft" weltweite Beachtung.
Authentisches zu diesem Thema enthalten zwei private Tagebücher eines Offiziers der amerikanischen Walfangbark Petrel. Die beiden Reisen gingen 1877-1880 und 1880-1884 in den zentralen und südlichen Atlantik. Hans Jürgen Julius Jacobsen (1844-1889) heißt der Autor. Er war im dänischen Rendsburg geboren und aufgewachsen. Seit Ende 1866 suchte er in den USA sein Glück und heuerte auf den segelnden Pottwalfängern aus New Bedford an, zu langen, mehrjährigen Reisen.
Das Internationale Maritime Museum in Hamburg konnte die beiden bedeutenden und äußerst seltenen Original-Tagebücher vor kurzem erwerben. Manfred Stein transkribierte sie umsichtig, die Mitautoren Karl-Hermann Kock, Reinhard Krause und Gerd Wegner steuerten Wissenswertes zur Nautik, zum historischen und modernen Walfang sowie zur Person des Autors bei.
Entstanden ist ein Buch, das auch Herman Melville mit Sicherheit gelesen hätte.
Zum einen sind da die Eintragungen zum Schiffsalltag auf Walfängern, vom Flauteschieben in den ozeanischen Calmenzonen über Crew-Ergänzungen nach Desertationen, Todesfällen und Krankheiten, bis zur hektischen, Nerven aufreibenden und geradezu "körpernahen" Waljagd in den geruderten kleinen Schaluppen.
Aber auch die damalige "hohe Politik" und Begegnungen mit fremden, geradezu befremdlichen Kulturen nehmen in diesen Aufzeichnungen gebührenden Raum ein. Während seiner Aufenthalte auf St. Helena besucht Julius Jacobsen den Ort der Verbannung Napoleons und lernt noch Persönlichkeiten kennen, die an Napoleons Beerdigung 1821 teilgenommen haben. Und in Cabenda/Westafrika macht Julius Jacobsen Bekanntschaft mit Stammeshäuptlingen, die an Bord der Petrel in ihrer Art Schiff und Mannschaft vor "bösen Geistern" schützen.
Als dann auch noch über alle Ozeanweiten Nachrichten aus New Bedford die Kunde vom dramatischen Verfall der Preise für Walöl bringen, bangt ein jeder an Bord der Petrel, ob es überhaupt eine "zahlende Reise" werden wird.
Damit markieren Julius Jacobsens Reisen auch die Endphase des historischen Walfangs mit Handharpune und geruderten Walbooten.
Fünf Jahre nach dem Ende seiner letzten Fangreise stirbt Julius Jacobsen als Weinhändler 1889 in Rendsburg und wird auf dem Friedhof der Christkirche begraben.
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