Von der Zeitenwende
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Die Geschichte von "Fra Tidehvervet"
Kaj Munk hat das Drama im Sommer 1928 fertig gestellt. Auf seiner Kladde stehen nur drei Buchstaben: "T.L.C" - die Anfangsbuchstaben des Namens der Hauptgestalt des Stückes, eines römischen Naturphilosophen und Dichters: Titus Lucretius Carus.
Der junge Pastor aus Vedersø fand kein Theater, das sich für das Stück interessierte. Es setzt profunde Kenntnisse der griechischen und römischen Antike voraus, wäre also damals nur den wenigen humanistisch Gebildeten im Lande verständlich gewesen. Professor Hans Brix, der literarischer Berater des Königlichen Theaters in Kopenhagen und auch Berater des Dichters, schlug ihm deshalb vor, es als Buch erscheinen zu lassen, es sei im Grunde ein Lese-Drama.
Er war ein auffälliger Zeitgenosse, der dänische Dorfpfarrer Kaj Munk, geboren am 13. Januar 1898 in Maribo auf Lolland. Er wirkte zwanzig Jahre als Seelsorger in Vedersø, einer kleinen Gemeinde von Bauern und Fischern an der Nordsee, bis ihn am 4. Januar 1944 ein SS-Kommando liquidierte. Mit ihm sollte der dänische Widerstand gegen die deutsche Besetzung getroffen werden. Zugleich war er ein viel beachteter Feuilletonist und im ganzen Norden gefeierter Dramatiker. Kaj Munk gilt bis heute als eine der wichtigsten, viel diskutierten, aber auch umstrittenen Kulturpersönlichkeiten Skandinaviens der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Er belebte und erneuerte das dänische Theater mit von Leben sprühenden Schauspielen und verwarf damit die idyllisch-gemütlichen oder blutleeren, blassen Gedankenspielereien, die seiner Ansicht nach auf den Bühnen des Nordens vorherrschten. Stattdessen wollte er das wirkliche, das pralle Leben in allen seinen Facetten wieder zurückholen auf "die Bretter, die die Welt bedeuten".
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