Von der wahren Armut des Geistes oder der höchsten Vollkommenheit des Menschen
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Wer es ernstlich beherzigt, daß jeder Mensch seiner Seele nach würdevoll geschaffen wurde nach dem Bilde und Gleichnisse Gottes, daß jeder Mensch mit unendlicher Liebe von Gott geliebt wird (...), wer dies recht zu Herzen nimmt, der kann keinen Menschen verachten, keinen verschmähen, keinen hassen, denn er sieht alle Menschen an als höchst edle Geschöpfe, als Brüder und Schwestern, die denselben himmlischen Vater mit ihm haben. Er achtet und liebt deswegen alle von Herzen, ist wohlwollend gegen alle und wünscht allen die ewige Seligkeit. Er ist bereit, allen zu helfen, allen wohlzutun, wie lästig sie ihm auch seien, und wie sehr sie ihn auch plagen und beleidigen. Jedem verleiht er ein freundliches Gesicht, jeden spricht er an mit freundlichen Worten, ohne seinem festen Sinn und seinem gesetzten Wesen etwas zu vergeben.Wahrhaftig, wer Abneigung, Haß, Bitterkeit, Missfallen, Neid, ein falsches und vermessenes Urteil gegen den Nächsten sich unterhält, der ist weit entfernt von der Liebe. Wer einen Menschen haßt, der wandelt im Verderben, denn er lebt ohne die Liebe.Johannes Tauler.Der große Lehrer der Deutschen Mystik, Johannes Tauler, unternimmt in diesem Werk nichts weniger, als den Weg aufzuzeigen, den ein Mensch beschreiten kann, um zu wahrhaft "göttlicher" Vollkommenheit zu gelangen. Das oftmals, in der Vergangenheit, auch unter dem Titel "Nachfolge des armen Lebens Jesu Christi" erschienene Werk beinhaltet die erbaulichen Übungen und Lehren Johannes Taulers, die an überwältigender Wahrhaftig- und Eindringlichkeit ihresgleichen suchen. Ein echter Leitfaden zu einem vollkommenen spirituellen Leben und ein Meisterstück christlicher Mystik.
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