Von den Kriegen

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Wer schneidet Todesanzeigen aus Zeitungen, um sie wie Briefmarken zu sammeln?, wunderte sich Gero Warnecke. Es sind besondere Anzeigen, erklärte Professor Wiesener. Fast alle sind mit einem Eisernen Kreuz versehen und betreffen deutsche Gefallene des Zweiten Weltkrieges. Heldentum und Tapferkeit kommen darin vor, und immer geht es um Deutschland. Das ist ein Dreivierteljahrhundert her, sagte Gero. Warum geben die Leute nach so langer Zeit noch viel Geld aus für solche Anzeigen? Gero Warnecke studiert alte und neue Geschichte. Geboren wurde er im Jahr 1989, als die neue Geschichte kräftig Atem holte. Später erfährt er, in seinem Geburtsjahr sei etwas Großes geschehen, vergleichbar mit der Entdeckung Amerikas. Er weiß zu wenig von dem Leben vor 1989, und wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass damals eine große Geschichte geschrieben wurde. Als er den Auftrag bekommt, einen Stapel Gedenkanzeigen für Gefallene aus den beiden Weltkriegen zu sichten, nimmt er zum ersten Mal Anteil an einem Geschehen, von dem er glaubte, es sei bereits im Nebel des Vergessens verschwunden. Er begreift: Manche Ereignisse dürfen nicht vergessen werden. Das nähme ihnen den Schrecken – und nur das Erschrecken bewahrt die Menschen davor, sie zu wiederholen.