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Jullien, Vom Sein zum Leben
Klappe
»Ich glaube nicht, dass man vom Westen her das chinesische Denken direkt oder frontal ›vorstellen‹, es resümieren, einen Gesamtüberblick bzw. ein handliches Digest davon verfassen oder gar seine Geschichte schreiben kann. Man bleibt unvermeidlich und ohne es zu bemerken von den implizierten Entscheidungen seiner eigenen Sprache und seines Denkens abhängig und würde letztlich stets bloß ein Faksimile dessen vorfinden, was man bereits gedacht hat, mit mehr oder weniger großen Abweichungen. Es hat keinerlei Verstörung stattgefunden, man hat nicht Abstand genommen. Man hat »das Europa mit seinen alten Brüstungen« nicht verlassen. Die einzige Strategie, die ich sehe, um dieser Aporie zu entgehen, ist eine schrittweise Gegenüberstellung vorzunehmen, mit aufeinander folgenden Seitenschritten, durch miteinander verknüpfte Verschiebungen und Verstörungen, durch Ent- und Rekategorisierungen, Masche für Masche knüpfend von einem Konzept zum nächsten, sodass diese im Fortgang ein Lexikon ergeben.
Klappe
François Jullien, 1951 in Embrun geboren, ist Philosoph und Sinologe. Nach einem Studium in Peking und Shanghai leitete er zunächst die Antenne Française in Hongkong. Nach langjähriger Tätigkeit als Direktor verschiedener Institute unterrichtet er heute als Professor an der Universität Paris VII und am Collège d’études mondiales. Bei Matthes & Seitz Berlin erschienen bisher Denkzugänge (2015) und Von Landschaft leben (2016).
Erwin Landrichter war von 1975 bis 1977 als ausländischer Mitarbeiter im deutschen Dienst bei Radio Peking tätig und lebt heute als Übersetzer aus dem Französischen in Wien.
U4
»Vom Sein zum Leben« versteht Francois Jullien als kritisches Resümee seiner lebenslangen Beschäftigung mit dem chinesischen Denken und Sprechen. Anhand von 20 Begriffspaaren entfaltet er die Differenzen der beiden Kultur- und Denkräume. Doch Jullien – einer der bedeutendsten Kenner Chinas – begnügt sich nicht, das eine Konzept mit Hilfe des anderen zu beleuchten und über diesen Weg die zugehörige Kultur zu verstehen. Er geht in diesem Buch einen Schritt weiter, er versucht von beiden Kulturen Abstand zu nehmen und eine dritte Position zu gewinnen, die ihm ermöglicht eine eigenen philosophischen Entwurf zu entwickeln. Ein Buch für alle, die China verstehen, aber dabei nicht in Exotismus schwelgen wollen, und für alle, die die Lust am eigenen Denken nicht verloren haben.
»Wenn man Schweiß und Frust auf sich nimmt, aber auch Lust, Leidenschaft und ›Frohsinn‹ zulässt – die ›Fröhliche Wissenschaft‹ steht im Gegensatz zu dem, was die sinologische Gelehrsamkeit nur allzu oft an Freudlosigkeit an sich hat –, kann das Denken wieder zur Initiative finden, dann kann es aufs Neue etwas wagen.« – François Jullien
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