Vom Gerichtsprozess zum Schreibprozess - Versuch einer Transformation der Referenz in Franz Kafkas Roman "Der Prozeß" mit Hilfe der Dekonstruktion
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Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1, 3, FernUniversität Hagen (Institut für neuere deutsche und europäische Literatur), Sprache: Deutsch, Abstract: Gilles Deleuze und Félix Guattari bieten auf der Grundlage von Kafkas Aufsatzfragment "Kleine Literaturen" und ihrer eigenen Veröffentlichung des "Anti-Ödipus" eine völlig neue Sichtweise auf Kafkas Werk. Sie verwerfen vehement die gängigen Interpretationstheorien, die die Absenz-Theologie, die Transzendenz des Gesetzes und das Apriori der Schuld zur Grundlage haben. Ihre eigenen Ideen, die mit Begriffen arbeiten, die für die Literaturwissenschaft völlig untypisch sind, wie z.B. Maschine, Deterritorialisierung, Demontage, Kontiguität, Verschleppung, Verlangen und Versuchsreihe, belegen sie vor allem mit Beispielen aus dem Roman "Der Prozeß".
Erste Voraussetzung für die neue Untersuchungsmethode von Gilles Deleuze
und Félix Guattari, mit der sie nicht mehr fragen:
"Was bedeutet das Werk?", sondern: "Wie funktioniert das Werk?",
ist die In-Frage-Stellung der Reihenfolge der einzelnen Kapitel im "Prozeß".
Besonderes Augenmerk legen Gilles Deleuze und Félix Guattari dabei auf das Schlusskapitel, in dem dem Protagonisten K. von zwei Herren ein Messer in das Herz gestochen wird.
Gilles Deleuze und Félix Guattari brauchen für die Schlüssigkeit ihrer Theorie einen unvollendeten, besser noch, einen endlosen Roman. Das letzte Kapitel wird von vielen Interpreten als Beweis angesehen, dass hier K. seine Schuld anerkennt und dafür hingerichtet wird. Mit K. s Tod aber endet der Roman zwangsläufig.
Begünstigt durch die besondere Editionsgeschichte des Kafka-Werkes, ist die Überlegung einer Umstellung der Reihenfolge durchaus legitim. Gilles Deleuze und Félix Guattari
belegen mit ihrer Theorie eine unendliche Verschleppung des Romanverlaufs und legen auch Kafkas Aussage, dass der Roman niemals die höchste Instanz erreichen sollte,
dahingehend aus, dass Kafka seinen Text "Der Prozeß" niemals als vollendet gedacht hat. Wenn aber "Der Prozeß" endlos sein soll, darf es im letzten Kapitel keinen Tod des K. geben. Damit wäre der Roman beendet.
Gilles Deleuze und Félix Guattari gehen davon aus, dass das Kapitel mit dem Titel "Ende" auch ein Traum sein kann, dieser hätte durchaus auch an anderer Stelle des Romans eingefügt werden können. Eine Textanalyse, die hierfür Beweise liefern könnte, gehört nicht zu den von Gilles Deleuze und Félix Guattari veröffentlichten Überlegungen.
Die vorliegende Arbeit soll im Folgenden untersuchen, welche Hinweise im Kapitel "Ende" für die Möglichkeit einer anderen Platzierung im Roman sprechen.
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