Vom Expressionismus zum verordneten "Realistischen Musiktheater"
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Bis heute wird Walter Felsenstein (1901-1975) automatisch mit dem Attribut des «Realistischen Musiktheaters» belegt. Dabei hielt der Regisseur «Realismus» für das Unkünstlerische schlechthin. Erst als der Ostberliner Magistrat drohte, der Komischen Oper die Subventionen zu entziehen, nahm er die Vereinnahmung seines Schaffens für den (Sozialistischen) Realismus widerstrebend hin. Andernfalls hätte es das Aus für seinen seit 1932 gehegten Lebenstraum einer Reformoper bedeutet. Unter diesem, ihm im Zeichen des «Kalten Krieges» aufgezwungenen «Kompromiss» hat er, der seit 1918 Theater machte, gelitten. Der innere und äußere Kampf gegen Bürokraten und Ideologen zermürbte ihn. Und doch ist es ausschließlich der «alte Felsenstein», der heute das Felsenstein-Bild prägt.
Die dokumentarische Biographie unternimmt es erstmals, den Fokus auf die ersten fünfzig Lebensjahre des bahnbrechenden Theatermannes zu richten. Sie lässt nachträglich verfälschende Erinnerungen beiseite und stützt sich kritisch auf zeitgenössische Quellen aus über 50 öffentlichen und privaten Archiven in vier Ländern. Hauptquelle sind die hier erstmals veröffentlichten Briefe an seine erste Frau Ellen Neumann sowie wesentliche Familienbriefe, die uns im innerfamiliären Dialog über Systemgrenzen hinweg erschließen, was Felsenstein jenseits diplomatischer und politischer Taktik dachte.
Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der bisher unerforschten Zeit von 1901 bis 1951. Die letzten vierundzwanzig, äußerlich glanzvollen, innerlich von zunehmender Isolation geprägten Lebensjahre werden schlaglichtartig beleuchtet, sofern sie die Themen dieses Buches spiegeln: Die Kontinuität seines durch Expressionismus, Ersten Weltkrieg und die Revolutionen von 1917ff. geprägten Schaffens und die Bewältigung der eigenen Vergangenheit.
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