Viktimologie des Stalking
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Da in der Literatur mehrfach gefunden wurde, dass viele Stalking-Opfer gar nicht oder erst spät anzeigen, befasst sich die vorliegende viktimologische Explorationsstudie mit der Frage nach persönlichkeitsspezifischen oder situationsabhängigen Faktoren beim Anzeigeverhalten von Stalking-Betroffenen. Ausgangsdatenbasis für die Untersuchung bilden alle im Zeitraum zwischen dem 1. Januar 2002 und dem 31. Dezember 2004 im Rahmen des Stalking-Projekts der Polizei Bremen registrierten Stalking-Betroffenen älter als 18 Jahre (N = 331). Diesen wurde postalisch ein Fragebogen zu demographischen Daten, Anzeigeerstattung sowie Kontext des Stalking-Falls zugesandt. Von den zurückgesandten 75 Fragebögen konnten 69 in der Untersuchung verwendet und statistisch auf Zusammenhänge zwischen einzelnen abgefragten Variablen und dem Anzeigezeitpunkt überprüft werden. Außerdem wurden mit 17 der 69 Stalking-Betroffenen Tiefeninterviews sowie das Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R) nach Fahrenberg, Hampel und Selg durchgeführt, um vertiefende Kenntnis über Persönlichkeitseigenschaften der Stalking-Betroffenen zu erlangen und diese mit dem Anzeigezeitpunkt statistisch in Beziehung setzen zu können. Es ergaben sich anhand der kleinen Stichprobe erste Anhaltspunkte dafür, dass personenbezogene Variablen wie bestimmte Persönlichkeitseigenschaften (wie Emotionalität, Erregbarkeit, Offenheit), Geschlecht, Alter oder vorherige Gewalterfahrungen sowie situationsabhängige Faktoren wie die Wahrnehmung des Stalking, die Reaktion des sozialen Umfelds oder Hilfeerwartungen gegenüber der Polizei eine Rolle beim Anzeigeverhalten von Stalking-Betroffenen spielen können. Abschließend werden Implikationen für die Praxis wie verstärkte Aufklärung und Vemetzung der mit Stalking-Opfem konfrontierten Professionen oder Opfer-spezifischer Handlungshinweise, auch im Hinblick auf das seit 2002 in Kraft getretene Gewaltschutzgesetz sowie die mögliche Einführung eines Stalking-Straftatbestandes in Deutschland, diskutiert.
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