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Versuch über die Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft

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Fergusons Versuch enthält zentrale und originelle »soziologische Leitgedanken«. Das Zusammenleben der Menschen in Gruppen, ihre gesellschaftlichen Verhaltensweisen, die sozialen Normen, Verhältnisse und Prozesse werden als »Grundtatsachen« der menschlichen Geschichte begriffen. Doch die soziologischen Einsichten haben für Ferguson ihren Sinn nicht in sich selbst. Sie sind Vorstufe und Teil einer ebenso umfassenden wie differenzierten Kritik an der »verfeinerten« Kommerzgesellschaft seiner Zeit. Gegen sie führt Ferguson die politisch-moralischen Maßstäbe antiken Republikanismus und Humanismus ins Feld, zeitgemäß zu modifizierende Grundlagen einer wahren »bürgerlichen Gesellschaft« (civil society), und untersucht Unterschiede und Gemeinsamkeiten der verschiedensten Gesellschaften. Die »wilden« und »barbarischen« Gesellschaften geraten hierbei ebenso in den Blick wie die »verfeinerten« und »kommerzialisierten« Gesellschaften in seinem eigenen Umfeld. Diese Perspektive ermöglicht Ferguson grundlegende Einsichten, die über die modische Zivilisationskritik seiner Zeit hinausgehen. Im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit steht der Prozeß gesellschaftlicher Arbeitsteilung, der sich in der modernen Gesellschaft seiner Zeit durchsetzt. Er wird von ihm einerseits als Quelle von Ökonomie und Produktivität erkannt und durchaus begrüßt. Andererseits unterzieht Ferguson die negativen Auswirkungen dieser Arbeitsteilung, die er in Entfremdung, politische Apathie und Korruption münden sieht, einer scharfen Kritik. Er nimmt die Grenzen in den Blick, die dem Fortschreiten der Arbeitsteilung und der ihr inhärenten Produktivität von ihren ökonomischen, sozialen, kulturellen und politischen Folgen her gesetzt sind.
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