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Der Literaturwissenschaftler und -kritiker Niklas Bender untersucht an ausgewählten Beispielen der modernen und der Gegenwartsliteratur, wie das Lesen von Literatur heute dazu beitragen kann, das Leben sinnvoll zu gestalten.
Im ersten Teil seines Essays nimmt der Autor eine Diagnose der digitalen Gegenwart vor, die uns mit einem Überangebot an möglichen Existenzweisen überhäuft. An den Beispielen Flaubert, Pirandello und Houellebecq zeigt er auf, wie Romane einen guten Umgang mit dieser Überflutung lehren können - gerade durch Erzählwelten, in denen Lebenswege auch einmal verpasst und Potenziale nicht immer genutzt werden. Im zweiten Teil wird anhand von drei Dichtern der Moderne und der Gegenwart (Baudelaire, Montale und Nico Bleutge) veranschaulicht, auf welche Weise Lyrik uns das Ergreifen von intensiven Momenten vor Augen zu führen vermag. Im dritten Teil des Buches wird ein weiterer aktueller Aspekt hervorgehoben: das (etwa in den sozialen Medien) allgegenwärtige Storytelling, das mit mehr oder weniger lobenswerten Absichten unsere Existenz in erzählerische Bahnen zu lenken versucht. Die beiden Lehren der Literatur - die Pflege des Möglichkeits- und des Augenblickssinns - können uns helfen, die Mechanismen des Storytelling aufzubrechen und unsere Lebensgeschichte sowohl komplexer als auch intensiver zu gestalten. Sie ermuntern uns und leiten uns an, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
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