Vermessen und Vernichten
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Der Nervenarzt Dr. med. Dr. phil. Robert Ritter (1901-1951) avancierte als Leiter der "Rassenhygienischen und Bevölkerungsbiologischen Dienststelle" am Reichsgesundheitsamt in Berlin zum führenden nationalsozialistischen "Zigeunerexperten" und erlangte als Chefideologe und Mitorganisator des Vernichtungsfeldzugs gegen die Sinti und Roma traurige Berühmtheit. Welche intellektuellen und biographischen Wege ging dieser Mann, der zeitlebens die Berufungsidee des Dienstes für die "Sache der Jugend" für sich reklamierte? Was führte den interdisziplinär gebildeten erklärten "Jugendarzt" in die inneren Zirkel der NS-Rassenpolitik? Untersuchungsschwerpunkt sind auch die Tübinger Jahre Ritters (1932-1936) und die kritische Analyse seiner hier entstandenen und 1937 erschienenen Habilitationsschrift "Ein Menschenschlag", die ihm zum Karrieredurchbruch verhalf.
Wie fasste Ritter im Nachkriegsdeutschland beruflich wieder Fuß? Mit der Rekonstruktion der erfolgreichen Nachkriegskarriere im öffentlichen Dienst der Stadt Frankfurt wird die stilisierende Neuerfindung Ritters kritisch ausgeleuchtet. Wie gelang es ihm, der tief in die NS-"Zigeunervernichtung" verstrickt war, sein ärztliches Selbstbild zeitlebens in ungebrochener Kontinuität zu entwerfen?
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