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Überformungen. Wir ohne Nichts

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So ungreifbar und uneindeutig uns Gesellschaft alltäglich erscheinen mag, soziologische Theoriebildung basiert auf einem Verstehen der zugrundliegenden Ordnungsschemata und Formungen des Sozialen. Hatten klassische soziologische Schriften Gesellschaft noch als eine funktional differenzierte Maschine oder als einen strukturierten, geschlossenen Organismus begriffen, deren rigide soziale Physis es zu definieren galt, erscheint das Soziale unter Bedingungen der Globalisierung und der Digitalisierung zeitgenössisch als ein vielverzweigtes, multioptionales Netzwerk, dessen dynamische Struktur die Undurchsichtigkeit und Komplexität dessen, was wir als Gesellschaft zu fassen versuchen, drastisch steigert: Die Gesellschaftsdiagnose wird somit zur Herausforderung für jeden weiteren zeitgenössischen Versuch der Diagnose von Gesellschaft. Was meint also Gesellschaft und wie lässt sich dieses scheinbar indefinite Konglomerat an Subjekten soziologisch begreifen? Wie erscheint uns das Soziale in seiner Morphologie gegenwärtig? Jede soziale Ontologie basiert auf der Vorstellung eines definierenden Grundes des Sozialen, fragt nach den Strukturen wie der Beschaffenheit der sozialen Wirklichkeit und den Formungen sozialer Tatsachen. Der vorliegende Sammelband widmet sich entsprechend der Frage, inwiefern wir mit einem epistemischen Bruch hinsichtlich unserer Vorstellungen von Gesellschaft und unserer sozio-ontologischen Prämissen konfrontiert sind, mit einer Bewegung weg vom Glauben an ein stahlhartes Gehäuse hin zum Glauben an eine neue Wirklichkeit der societas abscondita, innerhalb derer sich die Idee des >Wir< gerade mit Verweis auf die eigene Zentrums- und Grundlosigkeit als eine vage und kontingente Größe formiert. Ausgehend von der romantischen Liebe in der Briefkommunikation des 18. Jh., dem Diskurs der nationalen Differenzen im 19. Jh. und der der Religion im 20. Jh. soll die Betrachtung sozialer Morphologien nicht nur ideengeschichtliche Kontinuitäten und Brüche der soziologischen Deutungsbemühungen sichtbar machen, sondern vor allem eine kritische Auseinandersetzung mit den theoretischen wie politischen Potentialen und Grenzen ermöglichen.
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