Über Marx und Adorno
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Von Enttäuschungen belehrt, unternimmt Böckelmann eine neue, eindringliche Marx-Lektüre: Wie kommt eine Philosophie dazu, praktische Theorie zu sein, Theorie aus der Praxis, als Praxis, für die Praxis? Es geht um die stillschweigenden historischen Voraussetzungen der Marxschen Revolutionslehre. Ein Jahrhundert nach Marx reflektiert das Werk Theodor W. Adornos einen gesellschaftlichen Zustand, der diese Voraussetzungen nicht mehr gelten läßt. Um die Widerstandskraft der kritischen Theorie zu bewahren, möchte Adorno radikal die Theorie von der Praxis emanzipieren und gerät dabei in ein ebenso auswegloses wie aufschlußreiches Dilemma.
"Ist Praxis unmöglich, wird die Existenz kritischer Theorie unerfindlich - es sei denn, diese würde schon längst nicht mehr ihrem eigenen Anspruch gerecht. Ist kritische Theorie möglich, dann bleibt unverständlich, warum der Kampf um die Versöhnung des Nicht-Identischen nicht schon heute beginnen kann, warum er nicht schon begonnen hat. Adornos Philosophie versteht sich als notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für eine bessere Praxis. Zugleich darf sie nicht wissen, was an ihr und warum sie notwendig ist. Die Unmöglichkeit der Befreiung ist ihr Axiom, das sie aber als provisorische Arbeitshypothese zu behandeln vorgibt. Auf das Unerwartete wartend, das sie durch Verschweigen erhalten und heraufführen will, perpetuiert Negative Dialektik das Provisorium ihrer Selbsterhaltung. Durch die auch für Adorno nach wie vor verbindliche immanente Kritik legitimiert, erweist sich der Begriff dessen, was anders wäre, als Chiffre des Unmöglichen.
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