Toccare - Non Toccare
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Non Toccare" ist ein unter Restauratoren berühmtes Schlagwort aus der italienischen Restaurie-
rungspraxis: Man soll das Denkmal, das Kunstwerk nicht anrühren (toccare), soll es in seinem ursprünglichen oder bereits reduzierten Zustand belassen statt es zu konservieren, restaurieren oder gar zu renovieren. Tatsächlich sind viele Werke im Lauf der Zeit durch Restaurierung oder Renovierung nicht besser geworden, unrestaurierte Stücke sind nur noch selten anzutreffen und in vielen Fällen klagt der "re-restaurierende" Restaurator über das Werk seiner Vorgänger, glaubt es jedenfalls besser zu machen und wird versuchen, sich mit weiteren Eingriffen zumindest zurückzuhalten. In diesen für den Erfolg denkmalpflegerischer Maßnahmen nicht unwichtigen Fragen geht es um die Erhaltung unterschiedlicher Denkmalwerte, z. B. "Alterswert" gegen "Gebrauchswert" oder authentische Substanz und authentische Form (Ergänzung, Rekonstruktion?), es geht um unterschiedliche Methoden, um Konservieren oder Restaurieren.
Das bedeutet aber nicht, dass restauratorische Eingriffe grundsätzlich zu vermeiden sind. Inzwischen ist allerdings eine gewisse "Non Toccare-Haltung" auch und gerade bei der jüngeren Generation und bei der Ausbildung an den Hochschulen so weit verbreitet, dass die praktischen Aufgaben des Restaurators und damit auch die praktische Erfahrung in den Hintergrund zu treten drohen. Denn bloße Beobachtung von Schäden, umfassende Analysen und gewaltige Dokumentationen reichen nicht aus, wenn es darum geht, Denkmäler zu sichern, Kunstwerke, wenn nötig, selbst mit irreversiblen Eingriffen zu retten - hinter der eher passiven Haltung im Sinn des Non Toccare steht unter diesen Umständen ein großes Fragezeichen. Notwendig bleibt in jedem Fall die Abwägung zwischen unvermeidbaren Eingriffen und dem Bemühen, einen möglichst unberührten authentischen Zustand zu bewahren.
Die zu diesen Fragestellungen am 7. und 8. Dezember 2007 im Ernst-von-Siemens-Auditorium der Pinakothek der Moderne gemeinsam von ICOMOS Deutschland, dem Architekturmuseum und dem Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft der Technischen Universität München veranstaltete internationale Tagung versuchte, anhand einer Serie von Referaten aus der Praxis von Denkmalpflege und Museen eine erneute Diskussion zum Thema Toccare - Non Toccare anzuregen. Wir freuen uns, dass die Ergebnisse der Tagung dank der Unterstützung durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien hier als Band XLVII der Hefte des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS vorgelegt werden können.
Die Tagung "Toccare - Non Toccare" stand in der Tradition einer Reihe von ICOMOS-Tagungen früherer Jahre zu Themen der Konservierung / Restaurierung: "Reversibilität - Das Feigenblatt in der Denkmalpflege?" (1991), "Stuck des frühen und hohen Mittelalters" (1995), "Wandmalerei des frühen Mittelalters. Bestand, Maltechnik, Konservierung" (1996), "Metallrestaurierung" (1997), "Ostasiatische und europäische Lacktechniken" (1999), "Die Restaurierung der Restaurierung?" (2001), "Historische Architekturoberflächen" (2002), "Die Kunst der Restaurierung" (2003) sowie "Klimastabilisierung und bauphysikalische Konzepte" (2004). Alle diese Tagungen sind in der Reihe Hefte des Deutschen Nationalkomitees veröffentlicht und können den in der Denkmalpflege aktiv tätigen Kolleginnen und Kollegen Anregungen und praktische Hilfestellung bieten.
Folgt in ca. 2-3 Arbeitstagen