Tobias
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Thomas Brunner (?-1571) aus Landshut studierte in Wittenberg und wurde schiesslich Rektor der Lateinschule in Steyr. Seine Themen fand er in den Lehren von Luther, der auf die dramatischen Möglichkeiten der Judith- und Tobias-Episoden in der Bibel hingewiesen hatte. Der «Tobias» war Brunners zweites Drama, das er anlässlich der Hochzeit seines Freundes und Mäzens, Wolff Urkauf, verfasste. Das Stück wurde 1569 von Hans Lufft in Wittenberg veröffentlicht, aber 1928 konnte Robert Stumpf kein Exemplar mehr nachweisen und berichtete, es sei verloren. Nun ist es gelungen, doch noch ein Exemplar ausfindig zu machen - wie es scheint das einzige -, dessen Reproduktion hier vorgelegt wird. Im Versmass ist Brunners Drama erstaunlich regelmässig: es hat achtsilbige Verspaare mit männlichen Reimen, wobei allerdings Reime wie vergebn-lebn nur im Druck männlich sind. Dies ist zwar charakteristisch für die meisten Wittenbergischen Dramatiker, aber bei Brunner gibt es nur ausserordentlich wenige Zeilen, die nicht in dieses Schema passen. Iamben überwiegen, aber die Abweichungen von der Monotonie des Iambus - offensichtlich beabsichtigt - tragen zu einer erfreulichen Lebhaftigkeit der Sprache bei. Hier, wie auch in anderer Hinsicht, ist Brunner den anderen Wittenbergischen Dramatikern, Ackermann, Mennius und Knaust, deren regelmässiger Knittelvers Gezwungenheit im Reim aufweist, weit überlegen. Der Stil ist klar und angenehm. Die Inszenierung ähnlich wie bei Naogeorgus (von dem Brunner wohl beeinflusst wurde): eine breite Bühne mit Mansionen im Hintergrund, die durch Vorhänge abgetrennt werden konnten. Im Gegensatz zu den Gepflogenheiten der mittelalterlichen Simultanbühne treten die Darsteller auf und ab. Die Sprache hat nur einige wenige dialektische Eigenheiten, wie durchgehend thain (=thun) und einmal blaim (=blum) sowie die interessante Schreibung magst (für machst). Der Druck ist erstaunlich sorgfältig und frei von Fehlern.
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