Stürmische Morgen
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Als Heinrich Mann seinen Novellenband >Stürmische Morgen< zum Druck vorbereitete, hatte er die literarischen Moden des Fin de siècle hinter sich gelassen. Waren seine frühen Romane noch dem »l'art pour l'art« und Jugendstil-Einflüssen verpflichtet gewesen, so hatte er spätestens mit dem >Professor Unrat< (1905) seinen eigenen Ton gefunden. Alle nachfolgenden Werke durchzieht, wie ein Generalbaß, immer wieder ein Thema: Macht und Unterwerfung, Herrschaft und Unterdrückung. Um »Seelenmorde« an jungen Menschen - wie es die Schwein Ellen Key in ihrem epochemachenden Buch >Das Jahrhundert des Kindes< (1900) benannt hat - geht es in den vier in diesem Band versammelten Novellen. Hauptpersonen sind von Pubertätsnöten und Schulsorgen gejagte Jugendliche, die bei den Erwachsenen auf Verständnis nicht hoffen können. Die Verhältnisse sind nun einmal so: Wer sich für das sogenannte Leben nicht dressieren lassen will, muß sich eben knicken lassen oder geht unter. Wie der vorangegangene Novellenband >Flöten und Dolche< (Fischer Taschenbuch Bd. 5931) in dieser Studienausgabe wurde auch diese Zusammenstellung von Heinrich Mann sorgfältig konzipiert und arrangiert. Gerade an seinen kleinen Texten hing er mit besonderer Liebe. »Manchmal das Beste«, schrieb er 1946 in einer autobiographischen Notiz an den Mailänder Verleger Mondadori, als er auf seine Novellen zu sprechen kommt. Herauszulesen ist aus diesen Texten überdies Heinrich Manns damalige Nähe zu seinem jüngeren Bruder Thomas. In der Novelle >Der Unbekannte< klingen an manchen Stellen Motivsegmente wie aus dem >Tonio Kröger< an. Der Beitrag >Abdankung< ist sogar dem Bruder gewidmet, der ihm seinerseits eine Partie der >Buddenbrooks< zugeeignet hatte.
Der ursprünglich 1906 erschienende Novellenband >Stürmische Morgen< liegt hiermit erstmals in der von Heinrich Mann konzipierten Form wieder vor.
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