Strategische Propaganda der Hizbu'llah im Julikrieg 2006
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Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Thema: Frieden und Konflikte, Sicherheit, Note: 1, 0, Universität Hamburg (Department Politikwissenschaften), Veranstaltung: Staatliche Öffentlichkeitsarbeit in militärischen Konflikten, Sprache: Deutsch, Abstract: Die libanesische Hizbu'llah feierte den Triumph über ihren Erzfeind Israel gleich
zweimal. Rund sechs Wochen nach dem Ende des Krieges im Sommer 2006,
verkündete ihr Generalsekretär Hassan Nasrallah auf einer Großkundgebung im
Süden Beiruts vor zehntausenden von Anhängern einen "göttlichen Sieg".
Tatsächlich hatte sich ihr militärischer Arm, die Muqawama al-Islamiya (IR)
angesichts der erdrückenden Übermacht der israelischen Streitkräfte (IDF)
überraschend gut geschlagen. Dennoch ging die Organisation taktisch geschwächt
aus den Kämpfen hervor. So hinderte die Verlegung von rund 20000 Mann der
libanesischen Armee und die verstärkte Präsenz der internationalen
Beobachtertruppe UNIFIL nach dem Waffenstillstandsabkommen vom 14. August
2006 die Hizbu'llah daran, ihre militärische Infrastruktur in der südlichen Grenzregion
zu Israel wiederaufzubauen. Während sich die IR weiter nördlich der "Blauen Linie"
neu gruppierte, konzentriert sie ihre Anstrengungen vor allem auf die
Wiederbewaffnung ihrer Truppen. Einer erneuten Auseinandersetzung mit der IDF,
der UNIFIL oder der libanesischen Armee ging sie in dieser Phase konsequent aus
dem Weg. Auch wenn Schätzungen über die tatsächlichen Verluste der Hizbu'llah
kaum zu verifizieren sind, dürften sie die der IDF um ein vielfaches übersteigen. Dass
sie den jüngsten Konflikt mit der Entführung zweier israelischer Soldaten am 12. Juli
2006 und der Tötung acht ihrer Kameraden auf israelischem Staatsgebiet gezielt
provoziert hat, wird von ihrer Führung indes bestritten: "Hätten wir gewusst, dass die
Gefangennahme der Soldaten all dies nach sich ziehen würde", so Nasrallah am 27.
August 2006 im libanesischen Fernsehen, "hätten wir es nicht getan". Interpretiert
man die massive Befestigung des Grenzgebietes zu Israel und die Ansammlung
eines beträchtlichen Arsenals von Boden-Boden Raketen als Teil einer
Abschreckungsstrategie, welche die IDF von einer unverhältnismäßigen Reaktion auf
die sporadischen Attacken abhalten sollte, hat sich die Hizbu'llah mit der Entführung
der Soldaten tatsächlich verkalkuliert. Israel antwortete auf die Operation der IR mit
massiven Vergeltungsschlägen, denen auf libanesischer Seite rund 1200 Menschen zum Opfer fielen, darunter zahlreiche Zivilisten. Aus humanitärer Sicht ein Desaster
und militärisch bestenfalls eine teuer erkaufte Pattsituation, trug die Hizbu'llah
dennoch einen vollständigen politischen Sieg davon.
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