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Strategien des Ersten Weltkriegs (AT)

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Das Buch schildert zunächst Deutschlands ideologische Grundannahmen für die Rechtfertigung des Krieges,  konzentriert in den »Ideen von 1914«. Diese feierten das kriegerische Einheitserlebnis der im 19. Jahrhundert immer noch tief gespaltenen Nation. Sie stellten die Freiheit des puren Egoismus auf Seiten der Kriegsgegner gegen die deutsche Freiheit,  dem Ganzen zu dienen. Diese »Ideen« kontrastierten die »oberflächliche Zivilisation« der Franzosen und Engländer mit der »tiefen Innerlichkeit« der Deutschen,  sie stellten die nur auf Kommerz ausgerichtete Mentalität der Franzosen und Engländer gegen die »tiefe Bildung« der deutschen Soldaten und Ähnliches. Für alle diese Wesenzüge suchte man Eideshelfer in der deutschen Geschichte und stieß vor allem auf Martin Luther: auf seine einheitsstiftende Tat der Bibelübersetzung,  auf seine Grundannahme von der Freiheit eines Christenmenschen,  die gleichwohl ein permanentes Dienen impliziert. Man rühmte die Bildung der deutschen Soldaten und den Reformator als eigentlichen Schöpfer der deutschen Bildungsidee. Man feierte seine Abwendung vom äußerlichen Pompwesen des Papstes hin zur Innerlichkeit eines unmittelbaren Gottesbezugs. Als der Krieg 1916-1918 in bedrohliche Schieflage geraten war: die militärische Krise,  die Krise der Heimatfront,  die immer offener artikulierte Friedenssehnsucht. Setzte man Luther gegen alle diese Bedrohungen als kraftvollen Antipoden,  rühmte die Vorbildlichkeit seiner Tapferkeit,  seines unerschütterlichen Glaubens,  seiner Staatstreue. Als sich die deutschen Monarchen und der deutsche Kaiser als schwache Gestalten erwiesen,  erhob man den Reformator geradezu zum Führer und schließlich zum Ersatzkaiser. Diese nationalistischen Inanspruchnahmen Luthers werden zum großen Teil als Verfälschungen entlarvt,  wobei die Verkehrung seines unerschütterlichen,  jenseitsorientierten Glaubens an Gott in einen blinden Glauben an die Führung des deutschen Volkes und an den endgültigen Sieg die gröbste Verdrehung ist. Dass diese kriegerische Umrüstung Luthers nicht allein eine Tat der breit vorgeführten Ideologen der Heimatfront war,  sondern auch an der Kampffront eine wichtige Rolle spielte,  wird durch systematische Durchleuchtung der zahlreichen Frontzeitungen erwiesen.
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