Sprechaktverstehen - Eine theorieorientierte Studie zur Rolle des Hörers im Kommunikationsprozess
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Magisterarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1, 0, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Deutsche Philologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Sprecher hat die Absicht, beim Hörer eine bestimmte Reaktion zu bewirken. Dazu stehen ihm verschiedene sprachliche Möglichkeiten zur Verfügung, aus denen er entsprechend der gegebenen Umstände eine auswählt. Um dem Hörer ein Erkennen der Absicht zu ermöglichen, versieht er die sprachliche Form mit einer bestimmten Funktion. Es gibt also mehrere Aspekte, die vom Sprecher mit einer Äußerung übermittelt und vom Hörer empfangen werden. In der vorliegenden Arbeit wird daher untersucht, welche Teilakte des Verstehens ein Hörer vollzieht und wie diese ablaufen. Darüber hinaus werden die Bedingungen und Voraussetzungen, die den Verstehensprozess konstituieren, darstellt und untersucht, inwieweit diese Faktoren auf das Verständnis einwirken. Da Kommunikationspartner nicht einfach fixe Daten austauschen, sondern sprachliche Handlungen vollziehen, wird der Verstehensprozess als ein Verstehen von Sprechakten untersucht. Ziel ist es, einen Ansatz für eine interdisziplinäre theoretische Modellierung des Verstehens zu entwickeln, das ausgehend vom Handlungscharakter sprachlicher Äußerungen die Ergebnisse verschiedener Wissenschaftsdisziplinen zum Prozess des Verstehens berücksichtigt. Es geht somit um den Anspruch, der Sprechakttheorie Überlegungen zu einer Hörerverstehenstheorie an die Seite zu stellen, um den gesamten Kommunikationsakt möglichst vollständig abbilden zu können.
Teil I der Arbeit behandelt den Prozess des Sprechaktverstehens. Für die Untersuchung grundlegend erfolgt zunächst eine Darstellung der Sprechakttheorie (Austin, Searle). In Analogie zu den Teilakten werden Verstehensakte entwickelt. Für die Untersuchung des Verstehen des Gesagten (Lokution) habe ich mich auf Forschungsergebnisse aus den Bereichen der Psycholinguistik und Neuropsychologie gestützt. Die Theorie der konversationellen Implikaturen (Grice) dient als Grundlage der Untersuchung des Verstehen des Gemeinten (Illokution, Perlokution). Der 2. Teil der Arbeit beschäftigt sich mit den wesentlichen Faktoren des Verstehensprozesses und behandelt u. a. folgende Fragen:
Wie gibt der Sprecher über Kontextualisierungsverfahren dem Hörer Hinweise, welches Wissen dieser aktivieren muss, um die Äußerung angemessen zu verstehen? Welches (Hintergrund-)Wissen ist im Akt des Verstehens relevant? Wie ist dieses Wissen strukturiert (Frame-Theorie)? Welchen Einfluss hat diese Struktur auf das Verstehen? Wie werden in einer konkreten Situation, diese Wissensstrukturen im Verstehensprozess aktiviert?
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