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Spektrum Geschichte 6/2023 - Zwangsgermanisierung

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Seit Russland Ende Februar 2022 die Ukraine überfallen hat, mehren sich Berichte, dass russische Behörden Kinder aus dem Land verschleppen. Laut Angaben aus Kiew sollen bisher rund 19 500 Kinder entführt worden sein. Man brachte sie in russische Heime und Pflegefamilien, nur einige Hundert von ihnen konnten bislang wieder heimkehren. Was in der Ukraine geschieht, erinnert an Ereignisse der 1940er Jahre in Europa. Die Nationalsozialisten verschleppten zehntausende Kinder aus besetzten Gebieten und steckten sie in deutsche Familien, damit sie - im Sinne der Nationalsozialisten - als Deutsche aufwuchsen. Nach Kriegsende konnte ein Teil der Kinder wieder heimkehren, andere erfuhren erst sehr viel später oder nie von ihrem Schicksal. Einige kennen ihre wahre Identität bis heute nicht. Es sind historische Ereignisse, die bis in die Gegenwart nachwirken, wie unsere Autorin Maria Krell ab S. 14 schildert. Was aus den verschleppten Kindern werden sollte, verraten die Erziehungsideale der Nazis: Man sollte die Bedürfnisse des Nachwuchses missachten, damit er willfährig und gehorsam werde. Auch der Drill im Kinderzimmer hat bis heute Folgen (ab S. 24). In dieser Ausgabe möchte ich Ihnen einen Artikel besonders ans Herz legen, der zeigt, welche erstaunlichen Fortschritte die Geschichtsforschung in den vergangenen Jahrzehnten gemacht hat. So ist es tatsächlich gelungen, auf den CT-Aufnahmen von völlig verkohlten Schriftrollen aus Herculaneum Buchstaben zu entziffern. Das Unlesbare ist lesbar geworden (ab S. 74). Eine aufschlussreiche Lektüre wünscht Ihnen Karin Schlott, Redaktion Spektrum der Wissenschaft.
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