Soziologie der Privatheit
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Trotz aller genealogischen Unschärfe und normativen Uneinigkeit hinsichtlich ihrer politischen Bewertung gilt die Praxis des Unterscheidens zwischen Privatem und Öffentlichem nicht nur als zentrales Strukturprinzip der Moderne, sondern ebenso als gegenwärtig soziodigital gefährdeter Strukturierungsmodus. Informationelle Privatheit, so scheint es, löst sich auf unter dem Ansturm von digital-vernetzter Selbst-Konstitution, allgegenwärtiger Datafizierung und den probabilistischen Vorhersageverfahren des maschinellen Lernens.
Aber worum geht es überhaupt bei der informationellen Privatheit? Wie lässt sie sich theoretisch fassen, wie sich ihre europäisch-amerikanische Gesellschaftsgeschichte rekonstruieren - und was geschieht mit ihr unter den datafizierten Vergesellschaftungsbedingungen der Gegenwart? Die Soziologie hat auf diese Fragen bislang nur Teilantworten gefunden, und zwar nicht zuletzt deshalb, weil sie die Strukturierung von Gesellschaften mithilfe der Unterscheidung privat/öffentlich seit Habermas' Strukturwandel vordringlich >von der öffentlichen Seite her< untersucht, die Privatheit hingegen allzu oft der normativ orientierten Sozialphilosophie und den Rechtswissenschaften überlassen hat.
Die vorliegende Monographie schließt die verbliebene Lücke der soziologischen Theoriebildung und Forschung, indem sie zunächst eine Sozial- und Gesellschaftstheorie der Privatheit ausarbeitet, diese daraufhin in eine genealogische Rekonstruktion der Gesellschaftsgeschichte informationeller Privatheit ab dem 18. Jahrhundert überführt und schließlich
in eine empirisch gesättigte Zeitdiagnose der Privatheit in der digitalen Gegenwartsgesellschaft einmündet.
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