Semantisierte Sinnlichkeit
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Die noch heute weitverbreiteten Motivtabellen zu Wagners Musik haben ihren Ursprung in den Erläuterungsschriften der Uraufführungszeit, als man mit missionarischem Eifer versuchte, Wagners umstrittene musikdramatische Kunst dem Publikum zu vermitteln.
Die Geschichte der sogenannten Leitfaden-Literatur zwischen 1876 und 1914 wird hier erstmals rekonstruiert. Der Autor macht anschaulich, wie die etikettierten Leitmotive zu einem Rezeptionswissen kanonisiert wurden, das dem bildungsbeflissenen Hörer Orientierung versprach und der sinnlichen Faszination einen hermeneutisch-produktiven Widerpart gab, zugleich aber die latent gegenläufigen Zeichenfunktionen aktivierte, die das Leitmotiv als Schnittstelle zwischen Dichtung, Szene und Musik kennzeichnen.
Durch Verschränkung von rezeptions-historischer und semiotischer Analyse wird die Polemik gegen das Komponieren in Symbolen ebenso als Teil der Verstehensgeschichte Wagnerscher Musik durchschaubar wie die Passion des Wagnerianers für die Leitmotivexegese.
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