SCHUND
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Robert Hübner ist immer für Überraschungen gut. Neben vielen Aufsätzen und gelegentlichen Vorträgen deutete dies bereits sein Erstlingswerk Fünfunfünzig feiste Fehler von 1990 an. Er ist wohl der einzige deutschsprachige Autor, der es nicht nur liebt, sondern auch versteht, fundierte Schachanalysen hin und wieder mit einer Prise hintergründigem und zuweilen skurrilem Humor zu würzen, ohne dabei den Bezug zur Lebenswirklichkeit zu verlieren. Das ist auch bei seinem neuesten Werk mit dem Titel SCHUND der Fall.
Wie der promovierte Altphilologe in seiner bemerkenswert kulturkritischen Einleitung erklärt, handelt es sich dabei um die Anfangsbuchstaben eines Privatklubs namens "Schachverband unverzagter Dilettanten". Wohl um Missverständnissen vorzubeugen, fügte Hübner als kleine Erläuterung hinzu: "Das Wort , Dilettant' (aus dem Italienischen: dilettare , ergötzen') ist ausschließlich im Sinne von , Liebhaber' zu verstehen." Leicht könnte man hinter diesem 2013 von zweien seiner Schachfreunde ins Leben gerufenen Verein eine Eulenspiegelei vermuten, zumal die Anzahl der Mitglieder stets an einer Hand abzuzählen war, doch tatsächlich haben sie ernsthaft und wohl auch für den einen oder anderen Leser "ergötzlich" Schach gespielt.
Das in bewährter Aufmachung der Edition Marco gebundene und von Ulrich Dirr satztechnisch gestaltete Buch enthält auf 183 Seiten nicht nur die von Robert Hübner analysierten wettkämpfmäßig ausgetragenen 45 SCHUND-Partien, sondern auch zwei Reiseberichte über Ausflüge in Usbekistan und Böotien in Griechenland. Die letzten acht Seiten zeigen vier vom Autor angefertigte Nachbildungen von Mumienportraits in Eitempera, die kunsthistorisch interessierte Leser als willkommene SCHUND-Beigabe inspirieren mögen.
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