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Schönheit und Bestialität

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Michael Taussigs umfangreiche Feldforschungen in Kolumbien dokumentieren die waghalsigen und zerstörerischen Anstrengungen, die Menschen unternehmen, um ihre Körper mittels plastischer Chirurgie zu optimieren. Das betrifft den großen Bereich der Schönheitsoperationen zur Steigerung des individuellen Attraktivitätsempfindens, aber auch sein häufig übersehenes Gegenstück: Chirurgische Eingriffe finden etwa im Drogenmilieu statt, um eine Identität so zu verändern oder zu verschleiern, dass sie nicht wiedererkannt wird. Das globale Phänomen Schönheitschirurgie wird hier am Beispiel Kolumbiens, anhand seiner ökonomischen, kulturellen und politischen Situation verhandelt. Taussig verbindet die Geschichte des kolumbianischen Bürgerkrieges - mitsamt Folter und körperlicher Verstümmelung - mit den schönheitschirurgischen Praktiken eines Landes, dessen ästhetische Vorstellungen es zum Umschlagplatz von Körperbildern und -teilen machen. In Anlehnung an Georges Bataille interessiert sich Taussig für die Transgressionen, die Tabuzonen, die Opfer und die Grenzbereiche des Umgangs mit dem menschlichen Körper. Verschwendung und Überschwang sind für den Anthropologen das hervorstechendste Merkmal der chirurgischen Maßnahmen. Die Bestialität wird nicht als bloße Kehrseite der Schönheit betrachtet, sondern als ihr integraler Bestandteil. Schönheit und Bestialität bewegt sich zwischen Phantasmen und Praktiken, individuellem und sozialem Raum. Taussig vermittelt in einer dichten Erzählung ebenso ernüchternde wie eingängige Einsichten in die Mechanismen des Glücksversprechens ewiger Jugend und Schönheit. Sie ist damit nicht zuletzt auch eine Reflexion auf den Gesellschaftskörper und seine Forderungen an den Einzelnen.
Folgt in ca. 2-3 Arbeitstagen

Preis

42,50 CHF

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