Schmerz - eine Zumutung
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Schmerz ist verwirrend. Man fürchtet ihn als den Feind, der uns täglich überfallen kann, er fasziniert, weil er als unvermeidliche Tatsache des Lebens eine existentielle Auseinandersetzung einfordert. Eine Wunde will gepflegt und damit zugleich auch zum Verschwinden gebracht werden, sie ruft nach Zuwendung und nach Distanz. Unsere Zivilisation betont mehr und mehr die Distanz: Wir versuchen, Schmerz und Leid zu ignorieren, zu vermeiden, abzutöten. Die moderne Medizin arbeitet fieberhaft am Programm der Ausrottung des Schmerzes und die Aufklärung hat uns die Mythen, die dem Schmerz einen Sinn gaben, unglaubwürdig gemacht. Als moderne Menschen sind wir nicht mehr bereit, ihn anzunehmen und zu integrieren. Er bleibt unbesiegt und als Feindbild präsent.
Die These des Essays: Wir begegnen dem Schmerz und dem Leiden aus einem Ressentiment heraus. Wir sind narzisstisch gekränkt, wir lassen uns die Zumutung, am Schmerz leiden zu müssen, nicht bieten. Damit binden wir uns aber an unsere Schmerzbilder, wir bleiben Gefangene unserer Angst vor dem Leiden. Wir beeinträchtigen dadurch unsere innere Freiheit, die sich als Kreativität und als Solidarität äussern möchte.
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