SAPIENTIAM SAPIENTUM PERDAM Triumph der Kirche und Niederwerfung des Frevels
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Die gotische Dominikaner-Kirche Santa Maria sopra Minerva mit dem angeschlossenen Kloster in Rom ist als ehemaliges Zentrum des dominikanischen Ordenlebens einer der emblematischen Orte christlicher Kultur und Geschichte. 1280 im Herzen des Campo Marzio erbaut, wo in hellenistischer Zeit die der griechisch-römischen Weisheitsgöttin Minerva und den ägyptischen Gottheiten Isis und Serapis geweihten Tempel errichtet waren, deutet im Zeichen der Überwindung antiker Weisheit durch christliche das Beiwort "sopra Minerva" auf erstere Kultstätte hin, und wurde als Ausdruck dieses Sieges die antike Insula Domenicana Insula Sapientiae genannt.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts beauftragt der mächtige Kardinal und Protektor des Predigerordens, Oliviero Carafa, Filippino Lippi mit einem dem Triumph christlicher Weisheit gewidmeten Freskenzyklus für seine gleichnamige Kapelle in der Minerva-Kirche. Dieses komplexe Werk zu entschlüsseln, in dem inhaltliche Breite und künstlerische Vielschichtigkeit zu harmonischer Einheit gefunden haben, und das in seiner neuartigen bildlichen Sprache zu den bedeutenden Renaissance-Wandmalereien zählt, ist hier die Aufgabe. Entsprechend wurde vorab zum Verständnis der Intention des Auftragebers, wie deren künstlerischer Umsetzung, im Rahmen einer ganzheitlichen, die Nachbarwissenschaften von Philosophie und Theologie einbeziehenden, Betrachtungsweise, das historische-kulturelle Umfeld abgesteckt, dem der Zyklus sich verpflichtet zeigt, um sodann nach Erörterung der für das Dargestellte grundlegenden Auseinandersetzung zwischen Theologie und Philosophie die einzelnen Bilder einer subtilen Analyse zu unterziehen. In Gegenüberstellung mit ikonographischen Vergleichsmodellen ist der tiefere Gehalt der Bilder aus ihrer künstlerischen Form selber abgeleitet um deren Sinnzusammenhang erneut zu verlebendigen.
Wo sich demzufolge die Funktion der Bildreihe dahingehend klärt, in einer Zeit, die jetzt auch andere, und neue, Wege eröffnet, zwischen Verklärung und Verdammung auf dem vorgezeichneten Heilsweg zu behalten, dabei Kirchengeschichte universaler Heilsgeschichte gleichsetzend, so wird doch das Andre von zentraler Bedeutung. Das Andere, das in der Renaissance jetzt eine ganz neue Aufwertung erfährt, hier aber für den Triumph christlicher Weisheit als "Weisheit der Weisen" in Gestalt des arabischen Philosophen Averroes, der die Philosophie über die Theologie gestellt hat und damit deren Selbstbehauptungsanspruch in der christlichen Welt begründet -, zu vernichten ist", wie von dem Spruch auf dem offenen Buch in Händen des heiligen Kirchenlehrers Thomas von Aquin: SAPIENTIAM SAPIENTUM PERDAM kundgetan.
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