Ringen um Ringier
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Wie ein Tsunami ist die Digitalisierung unverhofft und ohne wirkliche Ankündigung über die Medienbranche hereingebrochen. Als Mitte der 1990er Jahre mit Netscape einer der ersten Webbrowser zur Navigation im noch jungen Internet an die Börse geht, fragt sich manch ein Verleger: Was hat das mit mir und meinem Geschäft zu tun? Zehn Jahre später ist das keine Frage mehr. Der Schweizer Verleger Michael Ringier, der in Zürich in fünfter Generation - seine Vorfahren hatten 1833 mit einer Druckerei begonnen - das gleichnamige international tätige Verlagshaus führt, wähnt »die Titanic vor Augen«. Druckereien, heißt es in seinem Aufsichtsrat, seien nur noch »Sunset-Business«. Die Boulevard-Zeitung Blick - 1959 nach dem Vorbild der deutschen Bild gegründet und jahrzehntelang das finanzielle Rückgrat des Hauses - verliert drastisch an Lesern und Auflage.
Was also tun, wenn nichts mehr geht? Michael Ringier beruft ein unbeschriebenes Blatt in die operative Verantwortung: Marc Walder, ehemaliger Tennis-Profi und Chefredakteur des Hauses. Der verpasst sich einen Crashkurs im Management an der Harvard Business School in Amerika, kehrt als digital Bekehrter zurück und zettelt zu Hause eine Revolution an. Mit einem Scheck der Besitzerfamilie von rund 1, 8 Milliarden Franken dreht er den Verlag ins Digitale, indem er einen integrierten Newsroom baut. Zusammen mit finanzkräftigen Wall-Street-Investoren und dem deutschen Axel-Springer-Verlag digitale Geschäfte in der Schweiz, in Osteuropa oder Afrika aufbaut - immer mit dem Ziel, die Familiengesellschaft in naher Zukunft der sechsten Generation als unabhängige Firma übergeben zu können.
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