Renate Heintze. Fazit
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Die Goldschmiedin Renate Heintze (1936-1991) leitete die Schmuckklasse an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle von 1974 bis zu ihrem Tod. Sie zählt zur Generation jener Schmuckkünstler, die in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts die Grenzen traditionellen kunsthandwerklichen Arbeitens aufbrachen und zu Wegbereitern des internationalen Autorenschmucks wurden. Mit dem Titel "Renate Heintze. Fazit" ist jetzt im Verlag Janos Stekovics eine Monografie über ihr Lebenswerk erschienen.
Nach einer Goldschmiedelehre in Naumburg studierte Renate Heintze von 1953 bis 1959 an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. In den 1950er Jahren war die Schule in Halle an der Saale geprägt von zur Generation ihrer Gründer gehörenden Lehrern, die ihre Visionen und Ideale einer gemäßigten Moderne über die Nazizeit gerettet hatten und sich jetzt gegen das ideologisch motivierte staatliche Formalismus-Verdikt zur Wehr setzten. Renate Heintzes Lehrer, der Metallbildhauer Karl Müller, vermittelte eine am Ideal der Burg- und Bauhaus-Moderne geschulte Haltung, bei der sich disziplinierte Formensprache mit handwerklichem Können verbinden.
Nach zweijähriger Tätigkeit als Schmuckgestalterin in der Industrie und vier Jahren selbstständiger Arbeit als Goldschmiedin kehrte Renate Heintze 1966 an die Hochschule zurück und übernahm 1974 die Leitung der Schmuckklasse. Gemeinsam mit Dorothea Prühl entwickelte sie ein neues, auf das künstlerische Unikat gerichtetes Lehrkonzept. Gegen massive, der ostdeutschen Kulturpolitik der sechziger und siebziger Jahre geschuldete Widerstände gelang es, den halleschen Schmuck aus den Fesseln eines eng gefassten Traditions- und Funktionsverständnisses zu befreien. Die Eckpfeiler dieses Programms waren bildnerische Idee und formbildender Umgang mit unterschiedlichen Werkstoffen, Naturstudium im Sinne von Beobachtung und kontemplativer Auseinandersetzung mit dem Gegenstand und nicht zuletzt die gültige plastische Formulierung. In diesem Sinn ist Renate Heintze die Begründerin der halleschen Schmuckschule, die heute international Beachtung findet.
Ergänzt mit Entwurfsskizzen und Modellen, zeigt der umfangreiche Bildteil des Buches in großformatigen Abbildungen ausgewählte Arbeiten aus allen Werkgruppen der Künstlerin. Viele dieser Schmuckstücke befinden sich heute in öffentlichen und privaten Sammlungen. Größere Kollektionen besitzen das Kunstmuseum Moritzburg Halle, das Kunstgewerbemuseum Berlin und das GRASSI Museum für Angewandte Kunst in Leipzig. Seit der Ersteinrichtung der Danner-Rotunde 2004 sind Renate Heintzes Arbeiten als Ankauf der Danner-Stiftung auch in der ständigen Ausstellung der Neuen Sammlung in München zu sehen.
Der umfangreiche Bildteil wird ergänzt durch fünf kurze Essays renommierter Autorinnen und Autoren: Für Katja Schneider ist Renate Heintze eine Wegbereiterin des Autorenschmucks und ihr Werk exemplarisch für das heute gängige Selbstverständnis zeitgenössischer Schmuckkunst, Christiane Keisch sieht in Renate Heintze eine "Schlüsselfigur im Schmuckschaffen der DDR" und beschreibt deren eigenständigen Beitrag für die Herausbildung des "Halleschen Stils", die Künstlerin Margit Jäschke erinnert sich mit Dankbarkeit an ihre Lehrerin, Wolfgang Lösche betont, dass - nach Dorothea Prühl - mit Renate Heintze jetzt bereits die zweite Goldschmiedin aus Halle als "Klassiker der Moderne" im Rahmen der Internationalen Handwerksmesse in München vorgestellt wird, für Petra Hölscher ist Renate Heintze aus dem Kanon des internationalen Autorenschmucks nicht mehr wegzudenken. Im Anhang des Buches gibt eine kommentierte und bebilderte Biografie dem Leser konzentriert Auskunft über Leben und Werk der Künstlerin.
Renate Heintze verdient Beachtung und Wertschätzung in der Reihe jener heute berühmten und einflussreichen Goldschmiede, die mit ihren Arbeiten wie auch als Lehrende Wegbereiter zeitgenössischer Schmuckkunst sind. Ihrem frühen Tod geschuldet, ist das heute nur wenig bekannt. Die Publikation "Renate Heintze. Fazit" wird diese Lücke schließen.
Das Buch erscheint anlässlich der Ausstellung "Renate Heintze. Klassiker der Moderne" im Rahmen der Sonderschau "Schmuck 2017" und der Sonderausstellung "Renate Heintze, Dorothea Prühl und Schüler der Schmuckklasse der Burg Giebichenstein" der Galerie MARZEE im Rahmen von FRAME auf der Internationalen Handwerksmesse München vom 8. bis 14. März 2017 sowie des Vortrags von Katja Schneider "Renate Heintze. Ihr Weg zum Autorenschmuck" in der Neuen Sammlung - The Design Museum, Pinakothek der Moderne, München am 12. März 2017.
Folgt in ca. 2-3 Arbeitstagen