Rebellakatzenthier und Artilleriehund
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Während der Briefwechsel der Sandrock mit Arthur Schnitzler seit der Publikation durch Renate Wagner vor 25 Jahren im allgemeinen Bewußtsein verankert ist, sind die mehr als 200 Korrespondenzen mit Roda bis jetzt praktisch unbekannt geblieben. Sie datieren zum größten Teil aus der Verlobungszeit im Jahr 1901 und enthalten das Exzessivste, das sich von der Schauspielerin erhalten hat. Schon das gibt dem Corpus einen charakteristischen kulturhistorischen Wert als originelle Landmarke kurz vor dem Siegeszug der elektronischen Medien. Dazu kommt das künstlerische Gewicht der Protagonisten. Sicher hat die berühmte Künstlerin den kleinen Leutnant aus Essegg zunächst stürmisch geliebt, vielleicht sollte er auch ihrer unsteten Karriere die Rückkehr ans Burgtheater erleichtern. Solches Ineinander von Neigung, Leichtsinn und naivem Berufskalkül macht die Korrespondenz spannend, amüsant und zeitlos. Am Ende der Affäre ist Roda ein freier Schriftsteller, die Sandrock bricht zu einer desaströsen Rußlandtournee auf, die ihren künstlerischen Untergang besiegelt.
Auf der Grundlage aller mit der Affäre zusammenhängenden Korrespondenzen versucht die vorliegende Arbeit, einen wichtigen Abschnitt zweier Lebenskapitel neu zu interpretieren: Rodas Manja Karinskaja (= Sandrock)-Erlebnis in seinem selbstbiographischen Roman verwendet die Fakten nur als Ausgangspunkt einer bisweilen betont männlich-militärischen Phantasiewelt. Umgekehrt zeigt sich auch Adele Sandrock ganz anders als in ihrer geschönten Selbstbiographie: Sie ist eine bis ins Innerste schwankende, unsichere Persönlichkeit, flüchtet sich in irreale Welten und wird schließlich wieder vom eisernen Kommando ihrer Mutter eingeholt.
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