Psychoanalyse und Musik
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Psychoanalyse und Musik, ein lange vernachlässigter Forschungsbereich, beginnt offensichtlich aus seinem Dornröschenschlaf zu erwachen. In der Nachfolge Freuds, der sich bezüglich der Musik als »nahezu genussunfähig« bezeichnete, waren Forschungsarbeiten in den ersten Jahrzehnten eher spärlich und hatten den Charakter von Gelegenheitsarbeiten. Seit den 90er Jahren nun ist ein deutliches Anwachsen von wissenschaftlichen Beiträgen zur Psychoanalyse der Musik zu verzeichnen. Die nahezu ausschließliche Orientierung der Psychoanalyse am gesprochenen Wort hat sich gewandelt und spätestens seit Kohuts Arbeiten zum Narzissmus und den Erkenntnissen der neueren Säuglingsforschung ist ein nachhaltiges Interesse an ganz frühen vorsprachlichen Kommunikationsprozessen entstanden. Dabei entdeckte man, dass die frühe Interaktion zwischen Mutter und Säugling ausgesprochen musikalisch ist, und vom Tonfall und Rhythmus des Sprechens bis zur Orchestrierung der Gebärden reicht, so dass man auch von der »Duett-Struktur« der Mutter-Kind-Interaktion spricht.
Das neu erwachte Interesse der Psychoanalyse für den Zusammenhang von Musik und Psyche macht es sinnvoll und erforderlich, eine Bestandsaufnahme vorzunehmen und die wichtigsten Arbeiten im deutsch- und im englischsprachigen Raum, die weit verstreut und teilweise unbekannt sind, erstmalig in einem Sammelband zusammenzufassen. Der Lesende erhält einen guten Überblick sowohl über die historische Entwicklung dieses Themas als auch über den gegenwärtigen Erkenntnisstand, und er wird entdecken, dass unter den Autoren durchaus recht bekannte und verdienstvolle Namen vertreten sind, wie Richard Sterba, Heinrich Racker, Martin Nass, Heinz Kohut u. a. Einige dieser Aufsätze erscheinen im vorliegenden Band zum ersten Mal in deutscher Sprache.
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