Prozessorientiertes Malen als traumatherapeutische Intervention
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Weil traumatische Erfahrungen überwiegend bildbezogen erinnert werden, visuelle Medien analoge Abrufreize bereitstellen und Kinder im bildnerischen Ausdruck geübt sind, haben kunsttherapeu-tische Methoden für diese Altersgruppe große Bedeutung. Andererseits fehlen im Kinder- und Jugendbereich flexibel anwendbare Konzepte zu einer bildorientierten Traumatherapie. Die Diskrepanz zwischen schlüssig begründbaren Perspektiven und anwendungsbezogener Skepsis erklärt sich zu großen Teilen aus dem Umstand, dass Bilddarstellungen nicht auf verbindlichen, der Wortsprache vergleichbaren Regeln basieren. Doch gerade dieser Faktor verschafft traumatisierten Menschen ein Stück Freiheit: Blockiert zwischen Spaltungs- und Integrationsimpulsen, dem paradoxen Versuch, das Erlebte dem autobiografischen Gedächtnis zuzuordnen, die verstörensten Momente jedoch gleichzeitig vor sich und anderen zu verbergen, bietet der maltherapeutische Prozess zahllose Möglichkeiten, dem Trauma die >richtige< Gestalt zu geben. Das vorliegende Praxismodell soll dazu beitragen, die Chancen bildgestützter Intervention zielgenauer zu nutzen: Während das Konzept Betroffenen die Spannbreite einer variabel dosierbaren Symbolsprache zugänglich macht, versetzt es Therapeuten in die Lage, hinter den zunächst oft undurchsichtigen Figurationen das jeweilige Kernthema zu erkennen und wirksam zu bearbeiten.
'Der eigenständigste wissenschaftliche Ansatz liegt auf der Erweiterung der tiefenpsychologischen Deutungsebene, durch die Entwicklung eines fünfachsigen Interpretationsinstruments. Während im Langzeitmodus wegen des reichen Bildmaterials der jeweilige Transformationsprozess besonders schlüssig zur Geltung kommt, erweist sich das prozessorientierte Malen auch im Rahmen lösungs-orientierter Kurzinterventionen eindrucksvoll als fundierte Methode traumatherapeutischer Praxis'
Prof. Dr. Ingrid Riedel
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