Prekäre Identitäten
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Der mehrfach ausgezeichnete österreichische Schriftsteller Alexander Lernet-Holenia war ein Zeitgenosse Rainer Maria Rilkes und Stefan Zweigs. Er wurde als Lyriker, Theaterdichter und Drehbuchautor bekannt, als Verfasser der Romane Die Standarte (1934), Mars im Widder (1941/47) sowie der Novelle Der Baron Bagge (1936) und gilt heute - neben Leo Perutz - als "wichtigster österreichischer Erzähler des Phantastischen" (Lexikon der phantastischen Literatur, 1998). Bereits zu Lebzeiten war Lernet-Holenia umstritten, wurde als Esoteriker oder vornehmlich als Autor von Kolportageromanen gesehen, von den Nationalsozialisten wurde er verboten und fand nach dem Krieg nur bedingt Anschluss an neuere literarische Strömungen. Den Beitrag aber, den er zu einer ästhetischen Aufarbeitung grundlegender und neuer Erfahrungen, die die politischen Extreme des 20. Jahrhunderts mit sich gebracht haben, geliefert hat, ist noch kaum erkannt worden. Das gilt für die Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg, zumal für die Habsburgermonarchie und deren Erben, genauso wie für die Kriegs- und Zwischenkriegserfahrungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bis hin zum Dritten Reich und zum Zweiten Weltkrieg und darüber hinaus für die Nachkriegserfahrung nach 1945 in den neuen Bundesrepubliken Österreich und Deutschland. Der vorliegende Band dokumentiert die Bedeutung Lernet-Holenias in vielfältiger Perspektive, liefert neue historische Kontextualisierungen, situiert das Werk im literarischen Feld seiner Zeit und rückt die Erfahrung der prekären Identität ins Zentrum, weil sich in ihr biographische und zeitgeschichtliche Schwellen und Umbrüche überlagern.
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