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Politische Sprachwissenschaft

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Franz Januschek: Zum Selbstverstandnis politischer Sprach­ wissenschaft 1. Zur Forderung nach politischem Engagement FUr die meisten heute forschenden und lehrenden Sprachwissen­ schaftler in der BRD dUrfte der Aufschwung, den die Linguistik um 1970 an den westdeutschen und westberliner Universitaten durchmachte, eine wichtige Phase ihrer Biographie gewesen sein. Dieser Aufschwung war bekanntlich u. a. mit der Hoffnung verbunden, die verstaubte und imrner noch nicht von faschisti­ schen Elementen befreite Germanistik durch eine fortschritt­ liche Wissenschaft zu ersetzen. Dabei ging es nicht darum, die Linguistik zu reformieren, vielmehr erschien die Linguistik per se als eine fortschrittliche Wissenschaft, durch die (u. a. ) eine andere Wissenschaft, eben die Germanistik, refor­ miert werden konnte. Das unterschied die Linguistik von an­ deren Disziplinen, die ja nahezu aIle damals die Auseinander­ setzung zwischen "Konservativen" und "Fortschrittlichen" er­ lebten. NatUrlich ging diese Phase schnell vorbei, und die Auseinandersetzungen fanden sehr bald auch innerhalb der Lin­ guistik statt. Aber fUr viele von uns, die damals zur Lingui­ stik stieBen, war das mit dem Selbstverstandnis verbunden, etwas Fortschrittliches zu tun. Niemand hingegen ware damals auf die Idee gekomrnen, jemandem eine fortschrittliche poli­ tische Gesinnung zu unterstellen, bloB wegen seiner Eigen­ schaft, Literatur- oder Mediavistik-Professor zu sein - eher im Gegenteil. Linguisten verstanden sich und galten weithin als engagierte Wissenschaftler, die ihre Tatigkeit in den Dienst von gesellschaftlicher Aufklarung und emanzipatorischer Spracherziehung stellten.
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