PLAYLIST
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Das Tanka ist tot, es lebe das Tanka: Moderne Großstadtlyrik in japanischem Gewand. - Martin Thomas
Wie wäre es, wenn Ihnen jemand die Aufgabe stellen würde, Himmel und Erde zu verrücken, die Wogen zwischen den Geschlechtern zu glätten oder einen aufgebrachten Samurai zu besänftigen? Schlimmer noch - alles, was Sie dafür hätten, ist eine Handvoll Worte. Unmöglich? Nichts Geringeres hat sich das Tanka zum Ziel gesteckt! Diese aus Japan stammende Gedichtform, verfasst in nur fünf knappen Zeilen, hat ihren Weg vor einigen Jahren auch in das Land der Dichter und Denker gefunden und sich auf einen Flirt mit dem modernen Leben eingelassen.
Schon beim ersten Blättern fallen die überaus gelungenen Lichtmalereien von VALERIA BAROUCH ins Auge, die dafür sorgen, dass im Falle der vorliegenden Sammlung durchaus von einem Gesamtkunstwerk gesprochen werden kann.
Es bleibt zu hoffen, dass PLAYLIST von einem möglichst breiten Publikum rezipiert wird und hierzulande ein ähnliches Echo auslöst wie sein japanisches Pendant Sarada kinenbi (¿¿¿¿¿¿"Der Salat-Gedenktag", 1987). Die ersten Seiten eines neuen Kapitels der Geschichte des deutschsprachigen Tanka sind auf jeden Fall geschrieben.
TONY BÖHLE liefert mit seinem Erstlingswerk PLAYLIST ein beeindruckendes Zeugnis davon, wie die Transgression einer weit mehr als eintausend Jahre alten Gedichtform in den Kontext moderner Lebenswirklichkeit gelingen kann.
Die Stärke des Autors besteht dabei insbesondere in der schonungslosen Weise, in welcher er mit sich und seinen Gefühlen ins Gericht geht. Diese Form der Selbstentblößung funktioniert ausgesprochen gut, da BÖHLE seine Leserschaft in deren realem Lebensalltag, sei es beim Aufstehen am Morgen, dem Einkauf im Supermarkt oder dem Feierabend auf der Couch, abholt.
So wird eine persönliche Beziehung aufgebaut, welche die Leserinnen und Leser förmlich in einer Art Sog vom einen zum nächsten Gedicht ziehen dürfte.
Folgt in ca. 2-3 Arbeitstagen