Phronesis - die Tugend der Geisteswissenschaften
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Gibt es eine autonome Methodik der Geisteswissenschaften und speist sich diese aus der Quelle einer eigenständigen, besonderen Vernunft, die das Denken und Forschen in diesen Disziplinen charakterisiert? Dieser Fragestellung gehen die Beiträge dieses Bandes am Leitfaden der Begriffsgeschichte des Konzepts der Phronesis nach. Hatte diese in der Antike ihren Platz primär in der Ethik und erfüllte als Kategorie eine Abgrenzungsfunktion für die Bestimmung einer spezifisch praktischen Vernunft im Unterschied zur theoretisch-wissenschaftlichen, so scheint sich der Begriff in Neuzeit und Moderne zunehmend in einen wissenschaftstheoretischen Reflexionsbegriff verwandelt zu haben, der das Potential hat, den aus dem Trivium hervorgegangenen Geisteswissenschaften im Streit mit den Naturwissenschaften und im Streit um Autarkie und Abhängigkeit von Theologie und Philosophie eine eigene Form der Vernunft zuzuordnen. Die scheinbar rein wissenschaftsmethodische Fragestellung führt somit, so zeigen es die Beiträge mit großer Deutlichkeit, unmittelbar in die virulente Frage nach der Geschichte der verschiedenen Vernunftbegriffe und ihrer Transformationen. Mit Beiträgen von Arbogast Schmitt, Hans Buchheim, Rainer Thiel, Christoph Markschies, Christel Meier, Friedo Ricken, Steven Harvey, Peter-André Alt, Wilhelm Schmidt-Biggemann, Klaus W. Hempfer, Emil Angehrn, Ludger Honnefelder und Gyburg Radke-Uhlmann.
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