Phantastik Völkischer Aufbruch Jugendliteratur
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Wilhelm Matthießen (1891-1965) ist als Verfasser von Kindermärchen und Jugendbüchern bekannt, insbesondere der Kinder-Detektivroman Das Rote U (1932) gilt als Klassiker. Doch machen diese Bereiche nur einen geringen Teil seines Gesamtwerkes aus, das über hundert Einzeltitel umfasst, entstanden zwischen 1917 und 1965. Obwohl bisher kaum beachtet, so kann Matthießen als eine Figur bezeichnet werden, in der sich die Verirrungen des 20. Jahrhunderts kristallisieren, als ein Zeuge dieses Jahrhunderts mit seinen Exzessen und Aufwallungen, seinem Sendungsbewusstsein und seiner erschreckenden weltanschaulichen Radikalität. Die vorliegende Werkbiographie behandelt erstmals alle Komplexe von Matthießens Schaffen: unter anderem die der buchkünstlerischen Avantgarde verpfl ichteten Kunstmärchen und phantastischen Detektivgeschichten der frühen Weimarer Zeit, die fünf Jahrzehnte umspannende Produktion von Kindermärchen und Jugendbüchern, die Essayistik (insbesondere für die katholische Kulturzeitschrift Hochland), die Romane Görres (1929) und Die Augen der Jelena (1934) und die antisemitischen und antikirchlichen Pamphlete für den Ludendorff-Verlag (1937-1941). - Die Studie verortet Matthießens Werk in dem geistesgeschichtlichen Koordinatensystem der Weimarer Zeit, des Dritten Reiches und der Nachkriegszeit, insbesondere kommt seine Hinwendung zu irrationalem, esoterisch-mystischem und völkischem Gedankengut des zunächst in einem bürgerlich-katholischen Milieu Beheimateten zur Sprache. Am Beispiel dieser ebenso marginalen wie aufschlussreichen Gestalt wirft die Untersuchung mithin neues Licht auf ein schwieriges Kapitels der deutschen Kultur-, Literatur- und Weltanschauungsgeschichte im zwanzigsten Jahrhundert.
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