Phänomen Wiesntracht. Identitätspraxen einer urbanen Gesellschaft
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München und das Oktoberfest. Einmal im Jahr verdichtet sich die Atmosphäre der Stadt. Braurösser und Karussellpferde drehen ihre Runden, ein satter Geruch von Bier, Hendln und Zuckerwatte liegt in der Luft. Die Weltstadt mit Herz veranstaltet das größte Volksfest der Welt. Millionen von Besuchern strömen auf die Theresienwiese, ausstaffiert mit Symbolen wird der Festplatz zur Bühne und nicht nur die Schickeria feiert sich selbst. Die Stimmung ist aufgeladen, München befindet sich im Rausch. Seit einigen Jahren nun besuchen immer mehr junge Menschen das Spektakel in Tracht. Insbesondere Dirndl und Lederhosen erfreuen sich wachsender Beliebtheit, bereits in den Sommermonaten werben zahllose Anzeigen und Prospekte für Trachtenkreationen. Heimat spielt dabei eine gewichtige Rolle, beständig zur Sprache kommen Tradition und Authentizität. Was aber führt zu einem derartigen Phänomen? Aus welchen Gründen sind zu Beginn des 21. Jahrhunderts im urbanen Raum Dirndl und Lederhosen angesagt? Und welche Faktoren wirken auf die Besucher und ihr Festgewand? Die Untersuchung widmet sich der neuerlichen Trachtenbegeisterung rund um die Theresienwiese, fragt nach der Vergangenheit, dem Kontext der Erscheinungsform in der Gegenwart. Die Wahl derart besetzter Kleider scheint nicht allein modischer Trend, der Diskurs um Dirndl und Lederhosen vermag auf tiefer gehende Befindlichkeiten der Akteure zu verweisen. Vor den Augen einer globalen Öffentlichkeit werden die Identitätspraxen einer urbanen Gesellschaft zum lokalen Spezifikum, das Phänomen Wiesntracht nimmt Bezug auf die Entwicklungen einer spätmodernen Stadt.
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