Perspektivstruktur des Sozialismus in Heiner Müllers "Lohndrücker"
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Studienarbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, 7, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sprache: Deutsch, Abstract: Heiner Müllers "Lohndrücker" war zwar nicht für den Ausschluss Müllers aus dem Schriftstellerverband der DDR ausschlaggebend, jedoch folgt diese Arbeit der These, dass bereits in diesem Werk Tendenzen zu erkennen sind, die weder dem Sozialistischen Realismus noch der Aufbau-Literatur entsprechen. Es wird dazu unter anderem untersucht, welche Perspektivstruktur das Werk zum Aufbau des Sozialismus einnimmt und wie jener dargestellt wird. Die Arbeit wird das Spannungsverhältnis zwischen Sozialistischem Realismus, Aufbau-Literatur, epischen Theater und Müllers Lohndrücker thematisieren.
Heiner Müller wird zu den bedeutendsten DDR-Schriftstellern sowie zu den wichtigsten deutschsprachigen Dramatikern der Nachkriegszeit gezählt. Er gilt sogar als Weltautor, da er im Laufe der 1970er Jahre in Westeuropa sowie Nordamerika zunehmend erfolgreicher wurde. Wie für viele andere DDR-Schriftsteller war Bertolt Brecht auch für Müller ein entscheidender Lehrer seines ¿Handwerks¿ und wurde durch sein Schaffen geprägt. Müller verstand sich selbst als DDR-Schriftsteller, wenngleich ihn jener Staat ¿ vor allem zu Beginn seiner Karriere ¿ erheblich in seinen Möglichkeiten beschränkte. Umso interessanter ist es, dass er (trotz seines komplizierten Verhältnisses zur DDR und dem Sozialismus) auch nach dem Zusammenbruch von der prinzipiellen Idee des Systems überzeugt blieb und dem westlichen Kapitalismus nichts abgewinnen konnte. Letzteres halte er ¿nach wie vor für hässlich¿ .
Der Lohndrücker zählt zu den frühen Werken Müllers und wurde erstmals 1957 abgedruckt, im März 1958 folgte die Uraufführung in Leipzig. Es fällt damit in eine historisch und kulturell brisante Phase: Die Systemkonkurrenz zwischen Kapitalismus und real existierenden Sozialismus war im vollen Gange, der Kalte Krieg hatte bereits begonnen. Müllers Lohndrücker entstand (und erschien) zur Zeit der sogenannten Aufbau-Literatur, die wiederum vom Sozialistischen Realismus geprägt wurde. Dieser gab Kunst und Kultur innerhalb der Einflusssphäre die Richtung vor und forderte eine bestimmte Darstellung ein, die Müller in seinen Texten wiederum verweigerte. Müller unterstellte man bei seinem späteren Werk Die Umsiedlerin oder Das Leben auf dem Lande antikommunistische und konterrevolutionäre Tendenzen, es folgte 1961 ein Berufsverbot.
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