Ottokár Prohászka
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Bis heute zählt Ottokár Prohászka (1858-1927) zu den prominentesten Persönlichkeiten des ungarischen Katholizismus. Als Bischof der Diözese Stuhlweißenburg (heute: Székesfehérvár) und Vertreter des politischen Katholizismus wirkte er führend an Gründung und Gestaltung einer christlichsozialen Bewegung in Ungarn mit. Dem rapiden Wandel der Gesellschaft und ihren Säkularisierungstendenzen stellte er ihre Erneuerung im Zeichen der »christlichen Kultur« entgegen. Allein im Christentum sah Prohászka das tragfähige Fundament der ungarischen Nation.
Den Ausbruch des Ersten Weltkrieges verstand der Stuhlweißenburger Bischof als Kairos einer Abkehr Ungarns von Laizismus und vom Glaubensabfall, vom Liberalismus, Kapitalismus bzw. Sozialismus und einer Rückkehr zur Einheit von Glaube, Kultur und christlicher Staatsnation. Prohászkas Zivilisationskritik am wirtschaftlichen Liberalismus nahm starke antisemitische Züge an, als sich Ungarn gegen Ende des Krieges zu einem »ethnisch reinen« und konfessionell dominant katholischen Nationalstaat entwickelte. Im neuen christlich-nationalen Ungarn war für eine Religion »ohne ethisches Bewusstsein« und ihre jüdischen Angehörigen kein Platz.
Die Studie zeichnet die Verschränkungen von theologischem Denken, nationalem Bewusstsein und politischem Handeln Ottokár Prohászkas nach. Indem sie aufzeigt, wie seine Erfahrung und Deutung des Ersten Weltkrieges christlichen Nationalismus, Konfessionalismus und Antisemitismus in neuer Weise verband, erhellt sie erstmals exemplarisch die im ungarischen Katholizismus anzutreffenden Übergänge zwischen traditionellen Antijudaismus der Kirche und rassischem Antisemitismus der »Moderne«.
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