Ordnungshüter auf Abwegen
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Die Geschichtsschreibung über die Sicherheitsorgane des Russischen Kaiserreiches beschränkte sich bislang fast ausschließlich auf einen ihrer Teile: die "Ochrana", die politische Geheimpolizei. Dabei waren es gerade die Mitglieder der allgemeinen" uniformierten Polizei, die auf den Straßen und in den Revieren ihren Dienst versahen, die den Staat im Alltag gegenüber den Untertanen repräsentierten, die staatliche Ordnung konkret durchsetzten und gewissermaßen als "Schnittstelle" zwischen Obrigkeit und Bevölkerung fungierten. Im Verhältnis von Polizei und Bevölkerung spiegelten sich einerseits die Eigenschaften des zarischen Herrschaftssystems - andererseits aber prägten die Eigenarten jenes Verhältnisses das Erscheinungsbild der staatlichen errschaftsstrukturen auch "von unten". Gewalt war dabei nicht nur ultima ratio, sondern als "physische" oder "sanfte" in verschiedener Form ein integraler Bestandteil des alltäglichen Polizierungsprozesses. Widmet sich die Studie zunächst den Rahmenbedingungen polizeilichen Handelns im ausgehenden Zarenreich, so demonstriert sie dann am Beispiel Moskaus verschiedene Gewaltformen der polizeilichen Praxis, vor allem aber ihr Umschlagen in Gewaltexzesse während der Restaurationsphase nach der Revolution von 1905. Dieses Auftreten und Wahrnehmen sowie die publizistische, juristische und praktische Auseinandersetzung mit illegitimer polizeilicher Gewalt bis zum Jahre 1914 bildet den Kern der Studie, die sich als Beitrag zu einer Alltagsgeschichte der Herrschaft im ausgehenden Zarenreich versteht.
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