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Nippel sind langweilig - oder erotisch. Normal - oder skandalös. Alltag - oder Gerichtssache. Was den feinen Unterschied macht, ist das Geschlecht des Menschen, an dem der Nippel hängt. Und es ist auch dieser feine Unterschied, der den Nippel immer wieder zu einem Politikum macht.
Als Gabrielle Lebreton sich 2022 an einem Wasserspielplatz oben ohne neben ebenfalls halbnackten Männern sonnen will, wird sie ermahnt, die Polizei wird gerufen und sie verliert im Nachgang vor Gericht. Im gleichen Jahr erstreiten Aktivist*innen in Göttingen, dass in Schwimmbädern alle Geschlechter oben ohne baden dürfen - allerdings nicht am Wochenende. Und während Social-Media-Konzerne sich beim Eindämmen von Hate Speech und Fake News schwer tun, müssen weibliche Nippel sorgfältig zensiert werden. Aus Angst wovor eigentlich?
Julia Fritzsche blickt zurück in die Geschichte der Ver- und Enthüllung menschlicher Körper, um Rückschlüsse auf einen politischen Kampf im Heute zu ziehen. Wann wurde die weibliche Brust erotisch, wann dominierte historisch Scham und wann Befreiungsdrang? Was macht den Protest von Femen zum Skandal, was ist das Anliegen hinter #freethenipple und was haben die feministischen Diskurse um »oben ohne« und Kopftücher miteinander zu tun? Wie die aktuellen Kämpfe ausgehen, ist offen. Klar ist aber: Der Umgang mit Nippeln ist politisch - und es geht um mehr als um die Badeordnung.
Erscheint im April