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Je mehr uns die Natur abhandenzukommen scheint, umso emphatischer wird sie beschworen. Seit gut zweihundert Jahren hat sich in England und Nordamerika ein literarisches Genre ausgebildet, das uns die Natur nahezubringen versucht. Jürgen Goldstein liest die Klassiker des Nature Writing von Henry David Thoreau, John Muir, Nan Shepherd und Annie Dillard über Alexander von Humboldt, Werner Herzog zu Marion Poschmann und stellt sich die Frage, wofür »Nature Writing« steht. Ist es ein Korrektiv zur technischen Epoche des Anthropozäns oder lediglich ein Trostpflaster für sinnentleerte Großstädter, die in einer idealisierten Natur jene Ursprünglichkeit und Wildheit wiederzufinden suchen, die ihrem Leben abhandengekommen sind? Nature Writing ist auch ein Spiegel unserer Sehnsüchte. Es entspricht unserem Verlangen, es mit einer Natur zu tun zu haben, die für die Beantwortung der Frage, wie ein gutes Leben gelingen kann, nicht gleichgültig ist.
Erscheint im Oktober